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Ach, Virginia von Michael Kumpfmüller

Aufwühlendes Porträt von Virginia Woolfes letzten Tagen

INHALT

Was vom Leben übrig blieb – ein großer Roman über Virginia Woolf.

Wie kaum eine Frau ihrer Zeit steht Virginia Woolf für das Ringen um Eigenständigkeit, um Raum für sich, um eine unverkennbare Stimme. Ihr Leben war überreich an allem – auch an Düsternissen. Michael Kumpfmüller hat einen sprachmächtigen, kühnen Roman über die letzten zehn Tage ihres Lebens geschrieben. Im März 1941 gerät die berühmte Schriftstellerin in ihre letzte große Krise: Sie hat soeben ein neues Buch beendet, über das kleine Cottage im Süden Englands, das sie mit ihrem Mann Leonard bewohnt, fliegen deutsche Bomber. Sie führt das Leben einer Gefangenen, die nicht weiß, wie und wohin sie ausbrechen soll – und am Ende entscheidet sie sich für den Fluss. Diese letzten Tage Virginia Woolfs beschwört Michael Kumpfmüller in seinem neuen Roman eindrücklich herauf.

(Quelle: Kiepenheuer & Witsch – Erscheinungsdatum: 13.02.2020 – ISBN: 9783462049213)

MEINE MEINUNG

MEINE MEINUNG

In seinem jüngsten Roman "Ach, Virginia" nimmt sich der deutsche Autor Michael Kumpfmüller mit Virginia Woolf (1882-1941) einer der bedeutendsten britischen Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts und Ikone der feministischen Literatur an, deren Werke zur Weltliteratur zählen. Äußerst einfühlsam und kenntnisreich erzählt Kumpfmüller in einer interessanten Mischung aus Außen- und Innenansicht über die letzten zehn, recht ereignisarmen Tage im Leben von Virginia Woolf, an deren Ende der Freitod dieser so großartigen, talentierten und erfolgreichen Frau steht. Gekonnt lässt er ihr Leben nochmals vorbei ziehen, beleuchtet dabei ihr Wirken, die für sie wichtigen Beziehungen und Freundschaften und ihre große Liebe, lässt sie Resümee ziehen. Es ist ein faszinierender, tiefgründiger und wundervoll poetisch geschriebener Roman, der in seiner Tragik und Düsternis aber keine leichte Kost darstellt.

Mit viel Feingefühl versucht sich der Autor in die wirre, oftmals erschreckend düstere Gedankenwelt der außergewöhnlich sensiblen Schriftstellerin hineinzuversetzen und uns ihr angeschlagenes Innenleben und innersten Beweggründe anschaulich zu vermitteln. In sorgfältig ausgewählten Episoden, einem Tagebuch gleich, erleben wir sehr unmittelbar mit, wie Woolf immer tiefer in ihre schon länger bestehende, schwere Depression abgleitet, wie sie mit ihrem Leben ringt, leidet und von inneren Zweifeln zerrissen ist. Ihr liebevoller Ehemann Leonard bemüht sich vergeblich, seiner Frau Lebensmut und -freude zu vermitteln. Sehr aufwühlend dokumentiert der Autor Woolfs Kampf gegen sich selbst und ihre inneren Dämonen und beleuchtet zugleich die bitteren Erfahrungen der Vergangenheit und qualvollen Erinnerungen an die Schatten ihrer Familiengeschichte, die sie einfach nicht losließen. So begleiten wir sie schließlich bei ihrem tragischen Entschluss, die erhoffte Erlösung für ihre ausweglos erscheinende Lage im Fluss nahe ihres Hauses zu finden.

Ein überaus schwieriges und anspruchsvolles Unterfangen diesem so vielschichtigen Menschen gerecht zu werden, basiert das Geschilderte letztlich auf reinen Spekulationen, denn in ihren hinterlassenen Tagebücher vermied Woolf es, über ihre körperlichen und psychischen Zusammenbrüche zu schreiben. Dennoch ist dem Autor meiner Ansicht nach dieser Balanceakt recht gut gelungen und doch bleibt nach der Lektüre ein gewisses Unbehagen zurück. Schade, dass er auf die Angabe seiner Quellen verzichtet hat und somit auch der Wahrheitsgehalt seiner geschilderten Ereignisse etwas spekulativ bleibt.


FAZIT

Ein faszinierender und aufwühlender Roman! Feinfühlig und facettenreich versucht sich Kumpfmüller an einem Portrait der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf in den letzten Tagen vor ihrem tragischen Freitod.

BEWERTUNG

Rezensionsexemplar *Unbezahlte Werbung*

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