Tochter einer leuchtenden Stadt von Defne Suman
- bookloving
- 24. Apr. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Dez. 2023
Farbenprächtiger historischer Roman

INHALT
An einem orangegetünchten Abend kommt im September 1905 in der Hafenstadt Smyrna ein kleines Mädchen zur Welt. Sie wächst behütet auf bei ihrer griechischen Familie, umgeben von goldfarbenen Minaretten, dem süßen Duft von Feigen und dem Klang einer Mandoline, die ein verliebter Junge unter ihrem Fenster spielt. Doch die Idylle zerbricht jäh, als nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs aus Nachbarn plötzlich Feinde werden. Während die Stadt von einem verheerenden Feuer heimgesucht wird, retten drei Familien, eine griechische, eine türkische und eine levantinische, was ihnen am meisten am Herzen liegt: ein Mädchen, das einst an einem orangegetünchten Abend zur Welt kam.
Die unvergessliche Geschichte einer mutigen Frau, deren pralles Leben geprägt ist von ihrer Liebe zur Heimat. Einer Frau, die die einmalige Schönheit und den tragischen Untergang ihrer Stadt am eigenen Leib erfährt und ihr leidenschaftliches Vermächtnis mit uns teilt.
(Quelle: List Verlag - Erscheinungsdatum: 30.03.2023 - ISBN: 9783471360552)
Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*
MEINE MEINUNG
In ihrem historischen Roman „Tochter einer leuchtenden Stadt“ erzählt uns die türkische Schriftstellerin Defne Suman die bewegende Geschichte einer mutigen Frau, die auf ihr ereignisreiches Leben zurückblickt, das geprägt ist von der überwältigenden Liebe zu ihrer einzigartigen Heimatstadt Smyrna, die am 9. September 1922 als Folge eines Großbrandes auf höchst tragische und schicksalhafte Weise unwiederbringlich zerstört wurde. In ihrem Generationenroman lässt uns die Autorin zugleich an den faszinierenden Geschichten und erschütternden Schicksalen von vier Familien mit griechischer, türkischer und armenischer und levantinischer Abstammung teilhaben lässt, die nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches 1919 einträchtig in der wundervoll weltoffenen, multiethnischen Hafenstadt Smyrna (dem heutigen Izmir) lebten und schließlich den gewaltvollen Untergang der Stadt im Zuge des Türkisch-Griechischen Krieges miterleben mussten, bei dem unzählige Menschen zu Tode kamen oder fliehen mussten.
Erzählt wird die ergreifende Handlung rückblickend aus Sicht der anonymen Scheherazade, einer alten Dame in einem heruntergekommenen Herrenhaus in Izmir. Höchst kunstvoll hat die Autorin ihre vielschichtige, hochkomplexe Handlung angelegt und die Geschicke der Familienmitglieder mit unterschiedlichen Ethnien und gesellschaftlicher Stellung miteinander verflochten. Erst allmählich enthüllen sich die vielfältigen Beziehungen und tragischen Verwicklungen der vielen Charaktere zueinander und allmählich tauchen wir in eine fesselnde und emotionale Geschichte von Freundschaft, Liebe, Verrat und Vertrauensbruch ein.
Dank ihres farbenprächtigen, opulenten Schreibstils und der anschaulichen Beschreibung der Schauplätze gelingt es der Autorin hervorragend, nicht nur das alte Smyrna als eine einzigartige kosmopolitische, kultivierte und elegante Metropole vor unserem inneren Auge zum Leben zu erwecken sondern auch das besondere Flair der „Perle der Levante“ und die wundervoll exotische Atmosphäre dieses kultureller Schmelztiegels heraufzubeschwören. Die historischen Details sind sehr gut recherchiert und werden sehr glaubhaft und lebendig dargestellt, so dass mich die Geschichte rasch in ihren Bann ziehen konnte. Wir nehmen Anteil an der faszinierenden Vielfalt von Religionen, Sprachen und Traditionen, erleben hautnah das faszinierende Zusammenleben der Menschen in ihrer Heimatstadt mit und begleiten die Figuren auf ihrem Weg durch die engen Gassen der muslimische Viertel oder zu den berühmten Cafés, Theatern und luxuriösen Grand Hotels. Gekonnt beschwört sie allmählich eine unheilvolle Stimmung herauf und erspart uns schließlich auch nicht die schwer erträglichen Szenen von Gewalt, bestürzenden Verlusten und unermesslichen Leids, die eindrucksvoll das unausweichliche Ende dieser einzigartigen Metropole und menschlichen Tragödien veranschaulichen.
Leider macht es uns die Autorin durch die Vielzahl der Charaktere, den vielen zeitversetzt angelegten Handlungssträngen und überraschenden Zeitsprüngen nicht leicht der recht unchronologisch erzählten Geschichte zu folgen. So erfordert es ein gewisses Maß an Konzentration und Ausdauer die vielen Fragmente in einen Kontext zu setzen. Durch die stetigen Wechsel ist es zudem schwer, sich auf die Hauptfiguren und ihre Schicksale zu fokussieren und sich emotional auf sie einzulassen. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin etwas deutlicher die geschichtlichen Zusammenhänge, die schwelenden Probleme und politischen Interessenkonflikte, die schließlich in der fatalen Katastrophe und den schockierenden ethnischen Säuberungen mündeten, herausgearbeitet und in den Handlungsverlauf eingebettet hätte.
FAZIT
Ein bewegender historischer Roman über den Untergang einer einzigartigen Metropole Smyrna und die erschütternde Geschichte einer mutigen Frau! Farbenprächtig erzählt, aber nicht leicht zu lesen!
BEWERTUNG

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