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Rosie von Rose Tremain

Erinnerungen an eine außergewöhnlichen Kindheit und Jugend

INHALT

Nach ihren großen Romanerfolgen erzählt die Grande Dame der englischen Literatur nun von ihren eigenen Anfängen: Geboren 1943 in London, ist Rose Tremain umgeben von zerstörten Familien und einer Stadt in Trümmern. Sie hat eine zwar vordergründig intakte Familie und ein Zuhause, gar eine Zuflucht bei den Großeltern auf dem Land – doch Zuneigung bringt ihr einzig ihr Kindermädchen Vera entgegen, weshalb sie als Kind den sehnlichen Wunsch hegt, diese möge ihre ›richtige‹ Mutter sein. Ihre Mutter Jane steckt Rose und deren Schwester ins Internat, denn sie ist viel zu beschäftigt damit, verlorene Zeit aufzuholen, hat der Krieg ihr doch ihre Jugendjahre genommen. Doch Rose knüpft im Internat prägende Freundschaften – und findet das, was für ihr Leben bestimmend sein wird: ihren unbedingten Willen, zu schreiben. Rose Tremains Kindheits- und Jugenderinnerungen bewegen durch die große Aufrichtigkeit der Autorin, bestechen durch ihren ungeschönten Blick – und das Bedürfnis danach, die eigene Mutter verstehen zu wollen.

(Quelle: Insel Verlag - Erscheinungsdatum: 9.3.20 - ISBN: 978-3-458178514 - Übersetzung aus dem Englischen: Christel Dormagen)

MEINE MEINUNG

In ihrem autobiographischen Buch „Rosie“ widmet sich die erfolgreiche englische Schriftstellerin Rose Tremain ihren Kindheits- und Jugenderinnerungen. Wie der Untertitel „Szenen aus einem verschwundenen Leben“ bereits andeutet, hat sie keine umfangreiche Autobiographie verfasst, sondern gewährt uns episodenhafte Einblicke in einige nachhaltig prägende Geschehnisse aus ihrem Leben. Nicht immer chronologisch erzählt sie mit ihrem angenehm leichten, lebendigen und einfühlsamen Schreibstil über ihre nicht gerade einfache Kindheit. In verschiedenen, sehr eindrucksvollen Episoden erhalten wir aufschlussreiche Einblicke in ihre wundervoll beschriebenen, unbeschwerten Ferien auf Linkenholt bei ihren Großeltern in Hampshire, einem ländlichen „Paradies“ für die junge Rosie und ihre Schwester Jo, die in erschreckendem Kontrast zu der fehlenden Fürsorge, Liebe und Zuneigung von Seiten der Großeltern aber auch ihrer Eltern stehen, oder Szenen über Rosies kaum anwesenden Vater, einem wenig erfolgreichen Dramatiker, der schon bald für immer aus ihrem Leben verschwindet. Erstaunlich offen und ungeschönt berichtet sie über ihr zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Mutter Jane und lässt uns an erschütternden Beispielen emotionaler Vernachlässigung und schmerzvoller, enttäuschender Erfahrungen teilhaben. Sehr bewegend ist auch ihr Bemühen, ihre Mutter und die Hintergründe ihres lieblosen, kalten Verhaltens verstehen zu wollen – umso mehr als in ihren Schilderungen zwar eine große Distanz zu spüren ist, aber jegliche Verbitterung fehlt. Letztlich hat Tremain aber das große Glück gehabt, durch die Freundlichkeit und große Liebe ihres Kindermädchens die Zuneigung und Fürsorge einer „echten“ Mutter erleben zu dürfen. Viel erfahren wir auch über ihre Zeit in einem englischen Internat und einem Mädchenpensionat in der französischen Schweiz, ihre wichtige Freundschaften und prägenden Erlebnisse mit einigen inspirierenden Lehrer*innen, die Rosie für Kunst, Musik und Literatur begeistern konnten. So erfahren wir schließlich auch wie sie zum Schreiben kam und nehmen Anteil an einigen bedeutsamen Entwicklungen auf ihrem Weg zur Schriftstellerin. Leider kommt dieser Aspekt in ihren Erinnerungen jedoch etwas zu kurz, vieles wird im Nachwort nur noch kurz angeschnitten und das Ende kam für meinen Geschmack etwas zu abrupt. Besonders interessant fand ich die eingefügten Fußnoten mit den Verweisen auf ihre Romane. In ihnen geht sie auf Begebenheiten aus ihrem Leben, eindrucksvolle Bilder oder auch Personen aus ihrem Umfeld ein, die sie inspiriert haben und die sie bei ihren späteren Romanen in Szenen umgesetzt oder bei der Erarbeitung neuer Charaktere verwendet hat. Interessant für alle Leser, die ihre Romane bereits kennen, aber auch für alle, die auf ihre Werke neugierig geworden sind.

Abgerundet wird das Ganze durch zwei in den Text eingefügte Bildteile mit sehr interessanten Schwarz-Weiß-Fotografien von Rose, ihrer Familie und ihren Internatsaufenthalten, die das Erzählte sehr schön veranschaulichen und die damalige Zeit zum Leben erwecken.

FAZIT

Ein wundervoll geschriebenes Büchlein über die Kindheits- und Jugenderinnerungen von Rose Tremain. Ein interessantes, kurzweiliges Lesevergnügen, das für meinen Geschmack ruhig etwas umfangreicher hätte sein können!

BEWERTUNG

Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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