Wilde Freude von Sorj Chalandon
- Bookloving
- 23. Aug. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Bewegende, originell erzählte Geschichte

INHALT
Vier Frauen gegen den Rest der Welt
Als die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs bekommt, verlässt sie ihr Mann, weil er das Leid seiner Frau nicht erträgt. Den Rat ihrer Ärzte, sich Unterstützung zu suchen, setzt sie auf überraschende Weise um: Ihre engsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs werden Brigitte, Assia und Mélody, allesamt Frauen, denen das Schicksal nicht wohlgesinnt war.
Und so zögert Jeanne nicht lang, als ihre Mithilfe gefragt ist bei einem gewagten Coup: Geplant ist ein Überfall auf den größten Juwelier der Stadt, im Herzen von Paris.
(Quelle: dtv - Erscheinungsdatum: 21.08.2020 - ISBN: 978-3423282376 - Übersetzung aus dem Französischen von Brigitte Große)
MEINE MEINUNG
In seinem neuesten Werk „Wilde Freude“ erzählt der französische Journalist und Schriftsteller Sorj Chalandon eine berührende Geschichte über bemerkenswerte Frauen und ihr tragisches Schicksal, über Vergänglichkeit und die Kraft von Freundschaft, Solidarität und Lebensfreude, und zugleich die fesselnde Geschichte über die akribische Planung und dreiste Durchführung eines abenteuerlichen Raubüberfalls in Paris. Eine sehr außergewöhnliche Mischung hat Chalandon für seinen Roman gewählt, der zum einen sich als bewegende und sehr eindrücklich und authentisch erzählte Geschichte über vier Frauenschicksale und ihren entschlossenen Kampf gegen ihre Krebserkrankung präsentiert und zum anderen schließlich einen action- und temporeichen und erstaunlich abenteuerlichen Verlauf nimmt. Es ist eine Geschichte mit zwei sehr unterschiedlichen Gesichtern, die sehr nachdenklich stimmt, gute Unterhaltung bietet und mich zum Ende hin mit einem cleveren Twist überraschen konnte. Dennoch empfand ich, dass diese zwei Aspekte seiner Geschichte nicht so recht zusammengefunden haben und nicht sehr stimmig wirkten, so dass bei mir zum Ende hin ein etwas zwiespältiger Nachgeschmack geblieben ist.
Im Mittelpunkt dieses Romans steht die Ich-Erzählerin Jeanne, eine introvertierte, verheiratete Buchhändlerin deren Leben durch die Diagnose Brustkrebs vollkommen aus den Fugen gerät. Nicht nur die belastenden Therapien hat Jeanne zu bewältigen, sondern wird zudem noch von ihrem distanzierten Mann im Stich gelassen, da er mit dieser Krankheit nicht umgehen kann. sie jedoch Bei der Chemotherapie macht Jeanne Bekanntschaft mit drei sehr unterschiedlichen Frauen, die zugleich ein gemeinsames Schicksal verbindet. Bei Brigitte, Assia und Mélody findet sie schließlich den notwenigen moralischen Beistand, Trost und Zuversicht um gegen die schreckliche Krankheit anzukämpfen. Während wir anfangs zunächst Jeanne näher kennenlernen und viele Details zu ihrer Lebenssituation und Vergangenheit erfahren, werden schrittweise auch die Hintergrundgeschichten der übrigen drei Frauen enthüllt. In verschiedenen Episoden erfahren wir mehr über Jeannes neue Freundinnen, aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen stammend und allesamt mit problematischen Biografien, und nehmen gebannt Anteil an ihren traurigen Schicksalen und tragischen Verlusten. Sehr glaubwürdig, einfühlsam und nuanciert hat der Autor seine so unterschiedlichen Charaktere skizziert.
Chalandon hat insbesondere seine Hauptfigur Jeanne mit all ihren Zweifeln, Gefühlschaos und inneren Kämpfen in ihrer Zerrissenheit sowie ihre charakterliche Entwicklung sehr einfühlsam und glaubwürdig ausgearbeitet, so dass ich mich hervorragend in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen konnte.
So erleben wir mit, wie es der scheuen, verletzlichen Jeanne allmählich gelingt sich immer mehr zu öffnen und wieder neuen Lebensmut zu schöpfen, erleben das allmähliche Erwachsen einer vertrauensvollen Freundschaft, haben Anteil an berührenden Momenten der Solidarität und des Zusammenhalts, aber auch an heftig ausgetragenen Konflikten. Schließlich bündeln sie all ihre Kräfte, Stärke und Zuversicht in die Durchführung eines aberwitzigen, hochriskanten Coups, der sie zu gesetzeslosen Kämpferinnen für eine gute Sache und mutigen Akteurinnen werden lässt. Nach dem vorgegangenen, sehr realistisch erzählten Teil wirkt diese originelle Wendung in meinen Augen doch etwas weit hergeholt und skurril.
FAZIT
Ein bewegender, feinfühlig erzählter Roman mit einem originellen Plot! Lesenswert!
BEWERTUNG

Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*
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