top of page

Der Halbbart von Charles Lewinsky

Opulenter, großartig erzählter Roman

INHALT

Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber hört und erfindet er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo die Hacke des Totengräbers täglich zu hören ist und Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Doch vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt der Junge, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet – und wie man auch in rauhen Zeiten das Beste aus sich macht.


(Quelle: Diogenes - Erscheinungsdatum: 26.08.2020 - ISBN: 9783257071368)


MEINE MEINUNG

In seinem jüngsten Werk „Der Halbbart“ beweist der bekannte Schweizer Autor Charles Lewinsky erneut sein großartiges Talent als exzellenter Geschichtenerzähler und seinen Hang zum lustvollen Fabulieren. Es liest sich als eine schöne Hommage an die hohe Kunst des Erzählens. Zugleich unterstreicht Lewinsky sehr eindrücklich die Macht von Geschichten und die Bedeutungslosigkeit so mancher Wahrheiten angesichts sich verselbständigender Lügengeschichten – und stellt somit sehr interessante Bezüge zur heutigen Zeit her, in der die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Fiktion zunehmend schwieriger wird.

Sein opulenter, historischer Roman trägt gewisse Anklängen an klassische Abenteuer- und Schelmenromane, ist sehr anspruchsvoll und mit wundervollem Augenzwinkern geschrieben und weiß trotz einer Längen hervorragend zu unterhalten.

Die Geschichte, die wir aus Sicht des etwa 13-jährigen Ich-Erzählers und Protagonisten Sebi erleben, ist zu Beginn des 14. Jahrhunderts angesiedelt und spielt hauptsächlich in einem kleinen Bergdörfchen nahe Schwyz und in dessen Umland. im tiefsten Mittelalter. Gekonnt lässt uns Lewinsky an Sebis Seite in die finstere Welt des Mittelalters eintauchen. Sehr anschaulich stellt er das karge und entbehrungsreiche Bergbauernleben dar, führt uns die Härten ihres Alltagslebens mit all seiner Brutalität vor Augen – ein Leben das geprägt ist von den Armut, Krankheiten Traditionen, Gottesfurcht, großem Aberglauben aber auch den Naturgewalten.

Die über etwa 2-3 Jahre reichende Handlung setzt sich aus einer Vielzahl von fesselnden und teilweise sehr ausschweifend erzählten Einzelgeschichten – berührende wie äußerst brutale Episoden - zusammen, die sich schließlich zu einem faszinierenden großen Ganzen zusammenfügen und schließlich ein facettenreiches und schillerndes historisches Panoptikum, das an Lebendigkeit und Detailfülle kaum zu überbieten ist. Auf grandiose Weise gelingt es dem Autor uns die bewegte Geschichte der Schweizer Eidgenossen und ihren mutigen Kampf gegen die Habsburger Fremdherrschaft näher zu bringen.

Die Geschichte lebt vor allem von den lebendigen und tiefgründig gezeichneten Figuren. Mit seiner Hauptfigur Sebi hat der Autor einen aufgeweckten, gutgläubigen Jungen erschaffen, der alle Geschehnisse um ihn herum aus seiner kindlich-reinen Sicht aufnimmt, das Verhalten seiner Mitmenschen hinterfragt und daraus oftmals faszinierend weise Schlussfolgerungen zieht. Seine Erlebnisse und Gedanken, darunter auch herrlich humorvolle Anekdoten teilt Sebi dem Leser in seinem nüchternen Erzählstil mit, so dass auch bei den vielen erlebten Gräueltaten um ihn herum stets eine gewisse Distanz gewahrt wird. Es ist sehr berührend seine Coming-of-Age-Geschichte mitzuerleben und ihn auf seinem Weg zum Geschichtenerzähler zu begleiten.

FAZIT Ein opulenter, faszinierender und ungemein lehrreicher historischer Roman mit wundervollen Charakteren, berührenden Momenten und vielen Lebensweisheiten! Ein ganz besonderes, sehr empfehlenswertes Leseerlebnis!

BEWERTUNG

Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*

Single post: Blog_Single_Post_Widget
bottom of page