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Die Tinktur des Todes von Ambrose Parry (Band 1)

Faszinierender medizinhistorischer Krimi

INHALT

1847: Eine brutale Mordserie an jungen Frauen erschüttert Edinburgh. Alle Opfer sind auf dieselbe grausame Weise gestorben. Zur gleichen Zeit tritt der Medizinstudent Will Raven seine Stelle bei dem brillanten und renommierten Geburtshelfer Dr. Simpson an, in dessen Haus regelmäßig bahnbrechende Experimente mit neu entdeckten Betäubungsmitteln stattfinden. Hier trifft Will auf das wissbegierige Hausmädchen Sarah, die jedoch einen großen Bogen um ihn macht und rasch erkennt, dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt. Beide haben ganz persönliche Motive, die Morde aufklären zu wollen. Ihre Ermittlungen führen sie in die dunkelsten Ecken von Edinburghs Unterwelt und nur, wenn es ihnen gelingt, ihre gegenseitige Abneigung zu überwinden, haben sie eine Chance, lebend wieder herauszufinden.

(Quelle: Pendo – Erscheinungstermin: 31.08.2020 - ISBN: 978-3-86612-472-1 - Übersetzung aus dem Englischen von Hannes Meyer)


MEINE MEINUNG

Mit ihrem Roman „Die Tinktur des Todes“ haben das unter dem gemeinsamen Pseudonym Ambrose Parry schreibende, britische Autoren-Ehepaar Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman einen fesselnden, viel versprechenden Auftakt zu einer neuen historischen Krimireihe vorgelegt, die Mitte des 19. Jahrhunderts im viktorianischen Edinburgh angesiedelt ist. Es ist eine sehr gelungene Mischung aus fesselnder Kriminalgeschichte und atmosphärisch dichtem historischen Roman mit faszinierenden Einblicken in die Medizinhistorie, vor allem in die damalige medizinische Praxis im Bereich der Geburtshilfe und Chirurgie sowie den Anfängen der Anästhesie. Äußerst informativ sind vor allem die vielen, sorgsam recherchierten historischen Hintergrundinformationen zu den damaligen Behandlungsmethoden, der aufkommenden Fotografie oder der chemisch-pharmazeutischen Manufaktur Duncan Flockhart & Co., die die Geschichte sehr lebendig und authentisch wirken lassen. Der Schreibstil der Autoren liest sich sehr flüssig und angenehm, wobei die Sprache der damaligen Zeit entsprechend angepasst zu sein scheint. Die Autoren haben sehr eindrücklich das historische Setting von Edinburgh Mitte des 19. Jahrhunderts eingefangen und lassen den Leser in eine faszinierende Stadt der Kontraste eintauchen mit seinen dreckigen kopfsteingepflasterten Gassen und düsteren Hinterhöfen der Old Town und den noblen Wohnvierteln der gutsituierten Gesellschaft in der New Town. Atmosphärisch dicht beschwören sie eine Zeit herauf, in der auch in der prosperierenden schottischen Universitätsstadt Elend und Armut in den verslumten Armenvierteln der Old Town vorherrschte und hohe Sterberaten, Prostitution und Gewaltverbrechen alltäglich waren. Es war zugleich eine Zeit, in der ehrgeizige, skrupellose Ärzte oftmals medizinische Versuche an verzweifelten Patienten in Notlagen durchführten und deren Tod oftmals durchaus in Kauf genommen wurde. Viele gut recherchierte, authentische Details zur medizinischen Forschung jener Zeit werden informativ und kurzweilig in die Handlung eingebaut. Zugleich erhält der Leser auch einige interessante und aufschlussreiche Einblicke in die gesellschaftlichen Zustände der viktorianischen Epoche. Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei außergewöhnliche und sehr interessante Hauptfiguren. Zum einen lernen wir den jungen, verschuldeten Medizinstudenten Will Raven kennen, den neuen Famulus von Professor Simpson, seines Zeichens eine anerkannte Kapazität in der Geburtshilfe, und zum anderen das aufgeweckte, wissbegierige Dienstmädchen Sarah, die neben ihrer Arbeit im Haushalt und gelegentlichen Botengängen auch in Dr. Simpsons Praxis mithilft und sich sehr für Heilkunde und medizinische Themen interessiert. Der rätselhafte, sehr qualvollen Tod seiner Freundin, der Prostituierten Evie, beschäftigt Will sehr und als er von einem weiterem verdächtigen Tod einer jungen Frau erfährt, beschließt er den Hintergründen für die grausamen Todesfälle auf die Spur zu kommen. Unerwartete Hilfe bekommt Will von der überaus cleveren, aber recht kratzbürstigen Sarah, der er anfangs möglichst auszuweichen versucht. Hervorragend gelungen sind die beiden sympathischen Hauptfiguren Will und Sarah, die sehr lebendig und facettenreich ausgearbeitet sind. Auch ihre Handlungen und Beweggründe sind insgesamt sehr glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Insbesondere mit dem jungen Will Raven, der manchmal etwas unbeholfen wirkt und seine problematischen Vergangenheit zu verbergen hat, haben die Autoren eine äußerst interessante, tiefgründige Figur geschaffen, in deren Gefühle und inneren Konflikte man sich gut hineinversetzen kann. Sehr gut gefallen hat mir auch die Figur von Sarah, die intelligent, schlagfertig und selbstbewusst ist, und sich einen Platz in der damaligen männerdominierten Welt der Medizin erkämpfen will. Die verbalen scharfzüngigen Schlagabtausche zwischen den beiden Hauptfiguren sind zudem sehr amüsant und unterhaltsam, und verleihen der Geschichte zusätzliche Würze. Fesselnd machen den Roman die vielen, lehrreichen Einblicke in die Medizingeschichte und die Beschreibungen der medizinischen Behandlungen sowie die Versuche mit diversen Anästhetika. Die eigentliche, verzwickte Kriminalhandlung entwickelt sich zwar recht interessant aber recht schleppend und etwas vorhersehbar. Recht spät nimmt die Geschichte dann aber enorm an Fahrt auf, und die Auflösung konnte mich schließlich doch überraschen. Ich bin schon sehr neugierig auf eine Fortsetzung dieser historischen Krimi-Reine und gespannt, wie es mit Will und Sarah als Ermittlerpaar weitergehen wird.

FAZIT „Die Tinktur des Todes“ ist eine unterhaltsame Mischung aus fesselnder Kriminalgeschichte und atmosphärisch dichtem historischen Roman mit interessanten Einblicken in die Medizinhistorie und viel viktorianischem Zeitkolorit.


BEWERTUNG





Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*


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