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Helvetia 1949 von Philipp Gurt (Band 2)

Fesselnder, tiefgründiger Krimi

INHALT

Chur im Visier des Bösen Chur 1949: Während der Festlichkeiten des Eidgenössischen Schützenfestes wird der Stadtpräsident erschossen aufgefunden. Neben ihm liegt die Leiche der besten Schützin der Schweiz. Alles deutet darauf hin, dass sie die Täterin ist, die sich danach selbst gerichtet hat. Doch die Spur führt Landjäger Caminada in die Schlucht am Stadtrand, ins ominöse Quartier Täli, für dessen Bewohner andere Gesetze zu gelten scheinen. Zwischen Altstoffhändlern, Gastarbeitern und Trödlern entdeckt er in einem verruchten Tanzlokal Hinweise, die ihn erschaudern lassen. Dann wird eine weitere Tote im Bergwald der Schlucht gefunden ...


(Quelle: Emons – Erscheinungstermin: 21.09.2020 - ISBN: 9783740809539)


MEINE MEINUNG

Der zeitgeschichtliche Kriminalroman „Helvetia“ vom Schweizer Autoren Philipp Gurt ist bereits der zweite Band der Krimi-Reihe rund um die interessante Hauptfigur Landjäger Walter Caminada und seinen jungen Kollegen Erkennungsfunktionär Marugg. Erneut ist Gurt ein äußerst fesselnder Krimi gelungen, der nicht nur durch die spannenden Ermittlungen sondern auch durch die starken Charaktere zu überzeugen vermag.

Angesiedelt ist die packende Handlung, in der es gleich um mehrere aufsehenerregende und rätselhafte Kapitalverbrechen geht, in der Bündner Metropole Chur während des Eidgenössischen Schützenfestes im Jahre 1949.

Schon der Auftakt mit dem schockierenden Prolog, in dem der Leser hautnah Zeuge des kaltblütigen und dramatischen Mordes an einer jungen Frau wird, lässt rasch Spannung aufkommen. Der sehr bildhafte und lebendige Schreibstil des Autors liest sich sehr angenehm. Aufgrund der vielen Schwyzerdütschen Ausdrücke und Redewendungen und der oftmals im Dialekt geführten Dialoge dauerte es anfangs etwas, mich in die Geschichte hineinzufinden, dann wurde ich aber vollkommen von dem besonderen Charme der Sprache und dem authentischen Flair gefangengenommen.

Gekonnt lässt der Autor den Leser ins Graubünden der Nachkriegszeit eintauchen und sorgt mit seinen bildhaften Beschreibungen für ein interessantes Lokalkolorit. Sehr eindrucksvoll portraitiert er die Stadt Chur an der Plessur mit den verschiedenen Schauplätzen und seinem Quartier Täli, in dem ganz eigene Gesetzmäßigkeiten herrschen. Der hervorragend eingefangene Zeitgeist und das interessante Gesellschaftsportrait sind anschaulich in die Handlung eingebunden, so dass man ein stimmiges, authentisches Bild der damaligen Zustände vor Augen hat. Insbesondere die lebendigen und sehr stimmigen Schilderungen zur mühseligen Ermittlungsarbeit der Landfeldjäger und die Anfänge der kriminaltechnischen Ermittlungen und der damals noch sehr rückständigen Ausstattung der Polizei, bei der Einsatzfahrzeuge, Telefone oder Schreibmaschinen noch nicht verbreitet waren, konnten mich begeistern. Kaum zu glauben, dass Fingerabdrücke damals erst als Beweismittel zugelassen wurden und ihnen mit großer Skepsis begegnet wurde.

Trotz der zunächst recht ruhig verlaufenden Kriminal-Ermittlungen gelingt es Gurt hervorragend, einen subtilen Spannungsbogen aufzubauen, der zum Ende hin immer mehr gespannt wird. Der Autor hält einige überraschende Wendungen und unvorhersehbare Verwicklungen für uns bereit, so dass man gebannt der Aufklärung der Mordfälle entgegensieht.

Philipp Gurt versteht es, seine Hauptfiguren Caminada und Marugg sehr facettenreich, individuell und lebensnah zu zeichnen. Auch ohne den Vorgängerband zu kennen, wird man recht schnell mit den Charakteren vertraut. Mit den Hintergrundgeschichten und ihrer faszinierenden Persönlichkeit mit so manchen Ecken und Kanten wirken sie sehr authentisch und lebendig, so dass man sehr schnell ein Bild von ihnen vor Augen hat. Auch die übrigen Nabenfiguren sind entsprechend ihrer Rollen sehr glaubwürdig und interessant angelegt. Insbesondere die zwielichtigen Figuren konnten mich mit ihrer sehr differenzierten Ausarbeitung überzeugen. Ein absolutes Highlight ist für mich die ambivalente und tiefgründige Figur des Diakon Anselmo Veranzze, dessen tragischer Lebensweg mich sehr berührt hat. Sein religiöser Fanatismus, seine zunehmende geistige Umnachtung – das alles geht unter die Haut und ist unglaublich eindringlich geschildert.

Ich würde mich sehr freuen, wenn es bald einen neuen spannenden Fall für Landjäger Caminada und seinen Kollegen Marugg im Chur der Nachkriegszeit gäbe.


FAZIT Ein tiefgründiger, überaus spannender Kriminalroman vor dem fesselnden zeitgeschichtlichen Hintergrund der Churer Nachkriegszeit - mit einem fesselnden Fall, stimmig eingefangenem Lokalkolorit und überzeugenden Charakteren!



BEWERTUNG
Weitere Bände der Krimi-Reihe: Band 1 - Chur 1947; Band 2 - Helvetia 1949
UNBEZAHLTE WERBUNG *REZENSIONSEXEMPLAR*
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