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Café ohne Namen von Robert Seethaler

Faszinierende Milieustudie

INHALT

Ein Café und seine Menschen. Ein Mann, der seiner Sehnsucht folgt.

Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.


»Das Café ohne Namen« ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch. Mit einem Reigen unvergesslicher Figuren und seiner besonderen Aufmerksamkeit für die Details des Lebens erzählt Robert Seethaler davon, wie eine neue Welt entsteht, die wie alles Neue ihr Ende schon in sich trägt. Gelesen von Star-Schauspieler und Hörbuchpreisträger Matthias Brandt.

(Quelle: Hörbuch Hamburg - Erscheinungsdatum: 26.04.2023 - ISBN: 9783957132932) - ungekürztes Hörbuch: 6h 1 min - Sprecher: Matthias Brandt)


MEINE MEINUNG

Mit seinem neuen Werk „Das Café ohne Namen“ hat der österreichische Schriftsteller Robert Seethaler erneut einen berührenden und unaufgeregt erzählten Roman über das Leben und die menschliche Natur vorgelegt.

Es dauert eine Weile bis man in die gemächlich dahin streitende Handlung, die gewürzt ist mit der für Seethaler so typischen anheimelnden Menschlichkeit und dem faszinierenden Wiener Lokalkolorit, hineinfindet und sich von dem sanften Erzählfluss mitreißen lässt.

In verschiedenen Episoden erzählt Seethaler die Geschichte um den Gelegenheitsarbeiter Robert Simon und seinem kleinen Café, das er 1966 in einem früheren Armenviertel Wiens eröffnet hat. Gekonnt entführt er uns in eine spannende, längst vergangene Zeit und lässt diese vor unserem inneren Auge lebendig werden. Zwanzig Jahre nach Kriegsende hat sich Wien voller Energie und Wachstum aus den Trümmern erhoben und die allgemeine Aufbruchstimmung ist ansteckend. Menschen aus dem Viertel kommen in Simons Gastwirtschaft auf der Suche nach Gesellschaft und bringen ihre Geschichten von unverhofften Glück und Hoffnung auf Liebe, von Sehnsucht aber auch von herben Verlusten und Verzweiflung. Hervorragend gelingt es ihm, die besondere Atmosphäre im Café ohne Namen eindrucksvoll und lebendig zu beschreiben, so dass wir das Gefühl haben, als würden wir selbst an einem der Tische sitzen, Gesprächen lauschen und das Geschehen beobachten. Mit seinem sanften, ausgefeilten Erzählstil lenkt Seethaler einen besonderen Fokus auf die feinen Details des Lebens und so erhalten wir eher beiläufig kurze, aber aufschlussreiche Einblicke in das Leben der verschiedenen Café-Besucher sowie ihre individuellen Probleme und Schicksale. Während die Zeichen der Zeit unerbittlich auf Aufbruch, Fortschritt und Umbruch stehen und viele mit den rasanten Veränderungen nicht mehr Schritt halten können, wird das Café für seine Gäste zum Rückzugsort und Trostspender. Die einfühlsame Darstellung der unterschiedlichen Charaktere – der kleinen Leute und eher gescheiterten Existenzen – ist Seethaler hervorragend gelungen. Insbesondere von seinem Protagonisten Simon, einen eigenbrötlerischen Außenseiter und tragischen Held zeichnet er ein ergreifendes, facettenreiches Portrait, so dass er im Laufe des Romans immer mehr an Tiefe gewinnt, und man sein Innenleben und seine Wandlung gut nachvollziehen kann. Die in dieser bewegenden Geschichte geschickt angerissenen existenziellen Fragen über Veränderung und Umbruch, den menschlichen Drang zum Aufbruch und seine Konsequenzen lassen einen innehalten und regen zum Nachdenken an.

HÖRBUCH:

Das ungekürzte Hörbuch wird vom Schauspieler und Hörbuchsprecher Matthias Brandt gelesen. Mit seiner ausgeglichenen und angenehm ruhigen Stimme fängt er die eher beschauliche Atmosphäre des Romans perfekt ein. Durch Variieren des Tempos und der Betonung gelingt es ihm, ausreichend Dynamik in seine Lesung zu legen und die Dramatik subtil zu unterstreichen. Insgesamt eine sehr überzeugende Lesung, die dieses Hörbuch zu einem empfehlenswerten Hörvergnügen macht!


FAZIT Ein bewegender und feinsinniger Roman über das Leben und die menschliche Natur – ruhig und einfühlsam erzählt, mit tollem Zeit- und Lokalkolorit! Ein typischer Seethaler!

BEWERTUNG

Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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