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Der Krabbenfischer von Benjamin Wood

  • bookloving
  • 11. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Der Klang der Stille – Ein äußerst feinsinniger Roman

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INHALT

Longferry, England, Sechzigerjahre. Thomas Flett ist Anfang zwanzig und lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Die Schule hat er abgebrochen, er verdingt sich als Krabbenfischer: ein Handwerk, das ihn sein Großvater gelehrt hat. Niemand kennt das Meer und seine Gezeiten so gut wie Thomas. Früh am Morgen bei Niedrigwasser fährt er mit Pferd und Kutsche los, um sich den Unterhalt für den Tag zu verdienen, ein Leben von der Hand in den Mund. Heimlich lernt er Gitarre spielen und träumt von Joan, der Schwester seines besten Freundes. Aber für Träume ist kein Platz in Longferry.

Als der amerikanische Regisseur Edgar Acheson in der Stadt eintrifft, wird Thomas’ vermeintlich einfaches Leben erschüttert. Er bekommt eine Ahnung von der großen, weiten Welt, davon, was da draußen auf ihn warten könnte, und schließt Freundschaft mit dem Mann, der in jeder Hinsicht anders ist als er. Ein Funke in ihm ist entzündet – aber nichts ist so, wie es scheint. Nur eines ist sicher: Am nächsten Morgen bei Niedrigwasser wird Thomas wieder dem Ruf des Meeres folgen.

(Quelle: DUMONT Buchverlag - Erscheinungsdatum: 15.07.2025 -ISBN: 978-3-7558-0061-3 - Übersetzung aus dem Englischen: Werner Löcher-Lawrence )


MEINE MEINUNG

Der neue Roman Der Krabbenfischer von Benjamin Wood ist eine eindrucksvolle, nur rund 170 Seiten umfassende Erzählung, die mit ihrer leisen Melancholie und dichten Atmosphäre von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Gekonnt entführt uns Wood in die 1960er Jahre und den kleinen Küstenort Longferry, und lässt uns das raue, von den Naturgewalten geprägte Meeresklima und die karge, nebelverhangene Landschaft der Nordwestküste Englands unmittelbar spüren. Im Mittelpunkt der an zwei aufeinanderfolgenden Tagen spielenden Geschichte steht der junge Krabbenfischer Thomas Flett, der sich Tag für Tag dem Rhythmus der Gezeiten folgend durch den schlickigen, einsamen Küstenstreifen kämpft und seine kräftezehrende, oft trostlose Arbeit verrichtet. Seine kleine, von Traditionen und familiärer Verantwortung geprägte Welt hält viele Entbehrungen und nur wenig glückliche Momente für ihn bereit.

Die Begegnung mit dem amerikanischen Regisseur Edgar reißt Thomas kurzzeitig aus seiner eintönigen Alltagsroutine heraus. Edgars verlockendes, zugleich aber auch eigenartiges Angebot, seine Vision einer perfekten Verfilmung vor Ort umzusetzen, bringt Thomas zum Innehalten und lässt ihn heimlich von Veränderung, Freiheit und einem besseren, selbstbestimmten Leben träumen. Während sich zwischen den beiden eine zarte Freundschaft entwickelt, beginnt Thomas, sich seinen unerfüllten Sehnsüchten zu stellen; sei es der Traum von eigener Gitarrenmusik oder der Wunsch, endlich den Mut aufzubringen, sich Joan, der Schwester seines Freundes, zu nähern.

Mit seinem prägnanten, einfühlsamen Schreibstil und zahlreichen poetisch ausdrucksstarken Bildern gelingt es Wood hervorragend, Thomas’ Alltag facettenreich und lebendig vor unserem inneren Auge entstehen zu lassen Mit viel Feingefühl zeichnet er das Gefühlsleben des Protagonisten, wobei stets viel Unausgesprochenes zwischen den Zeilen schwingt. Ob die herbe Schönheit des nebligen Wattenmeers, das mühsame Krabbenfischen mit Pferd und Wagen, die Kälte und Einsamkeit oder auch Thomas vorsichtiger Optimismus – Wood versteht es hervorragend, Landschaft und Natur ebenso eindringlich zu schildern wie Thomas Welt authentisch, ungeschönt und ohne jede Sentimentalität, einzufangen. Gekonnt zeichnet er das vielschichtige Porträt eines jungen Mannes, der im Spannungsfeld von Loyalität, Ohnmacht, Resignation und stiller Auflehnung seinem Traum von Selbstverwirklichung, ausgedrückt durch die eigene Musik, ein bisschen näher näherkommt.Auf eindrucksvolle Weise setzt er der bedrückenden Trostlosigkeit und melancholischen Grundstimmung immer wieder einen Hauch von Hoffnung entgegen und hebt die leise Wirkkraft bescheidener Lebensziele und den sanften Zauber persönlicher Träume hervor. Behutsam verwebt er zudem faszinierende Elemente des magischen Realismus in die berührende Erzählung und verleiht ihr dadurch eine ganz eigene, betörende Magie.


FAZIT

Eine leise und einfühlsame Erzählung, die als berührende Momentaufnahme das Leben eines jungen Mannes portraitiert – bildgewaltig, psychologisch vielschichtig und atmosphärisch dicht erzählt. Ein nuancenreiches und intensives Leseerlebnis, das lange nachhallt und zum Nachdenken anregt.


BEWERTUNG

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Eigenes Exemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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