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Der rote Judas von Thomas Ziebula (Band 1)

Äußerst gelungener Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe


INHALT

Der Krieg ist vorbei, das Töten ist es nicht ...


Leipzig in den Nachkriegswirren 1920. Kriminalinspektor Paul Stainer kehrt aus der Kriegsgefangenschaft zurück, das Grauen der Schützengräben noch in den Knochen. Ein aufsehenerregender Fall zwingt ihn allerdings, sich mit der Gegenwart zu befassen: In der Villa eines Fabrikanten werden mehrere Menschen erschossen. Alles sieht nach einem missglückten Einbruch aus. Doch eine verängstigte Zeugin und ein Koffer voller Dokumente führen Stainer auf die Spur der „Operation Judas“: Männer, die über Leichen gehen, um ihre Verbrechen zu vertuschen - und die auch Stainers Tod planen.


(Quelle: Wunderlich Verlag - Erscheinungstermin: 2020 - ISBN: 978-3-8052-0006-6 sowie

Taschenbuch-Ausgabe: Rowohlt Taschenbuch - ET 26.1.2021 - ISBN: 978-3-499-00039-3)



MEINE MEINUNG

Mit dem historischen Kriminalroman "Der rote Judas" ist dem deutschen Autoren Thomas Ziebula ein sehr überzeugender und unglaublich fesselnder Auftakt einer neuen Krimi-Reihe gelungen, der zwei Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs angesiedelt ist. Kenntnisreich und mit vielen eingeflochtenen zeitgeschichtlichen Details, die von sorgsamer Recherchearbeit zeugen, lässt uns Thomas Ziebula in das historische Leipzig der entbehrungsreichen der Nachkriegsjahre zu Beginn der 1920er Jahre eintauchen. Zu Recht stand "Der rote Judas“ auf der Shortlist für den Crime Cologne 2020. Mit seinen lebendigen, detailreichen Schilderungen versteht es Ziebula hervorragend, uns die verheerenden Auswirkungen des verlorenen Krieges vor Augen zu führen, uns hautnah die aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung und die komplizierte politische Lage in der noch jungen Weimarer Republik vor Augen zu führen. Neben dem Leid der heimkehrenden kriegsversehrten Soldaten, der Not vieler Kriegswitwen, die nicht wissen wie sie ihre Kinder versorgen sollen, häufen sich die Konflikte zwischen Kommunisten, Nationalisten und geheimen rechten Gruppierungen.

Im Mittelpunkt des Krimis steht der zwar körperlich unversehrte, aber psychisch angeschlagene Kriminalinspektor Paul Stainer, der gerade erst aus dreieinhalb-jähriger französischer Kriegsgefangenschaft nach Leipzig zurückgekehrt ist. Überglücklich weiter in der „Wächterburg“ arbeiten zu können, muss er unbedingt verbergen, dass er immer noch unter einer Kriegsneurose leidet und ihm Alpträume, Panikattacken, Halluzinationen und schwerwiegende Gedächtnislücken zu schaffen machen. Keinesfalls darf daher seine Krankenakte mit psychiatrischem Gutachten, das ausgerechnet vom inzwischen zuständigen Gerichtsmediziner Dr. Prollmann ausgestellt wurde, in die Hände seiner Vorgesetzten geraten. Vor allem da er ohnehin beim feindseligen Regierungsrat Kasimir keinen leichten Stand zu haben scheint.

Die Ermittlungen in seinem ersten Fall erweisen sich bald als eine große Herausforderung für Kriminalinspektor Paul Stainer: Der zweifelhafte Selbstmord an einem Mitarbeiter in der Berliner Finanzverwaltung, der Mord an einem Gymnasialprofessor und schließlich eine Schießerei in einer Fabrikantenvilla mit drei Toten geben viele Rätsel auf, bis er bei seinen Nachforschungen schließlich den Hinweis auf eine mysteriöse „Operation Judas“ findet und einem geheimen Netzwerk auf die Spur kommt. Thomas Ziebula hat einen fesselnden, rasanten und sehr vielschichtigen Plot entworfen, bei dem es dank des verwirrenden Geflechts von verschiedenen Handlungssträngen und den nicht leicht zu durchschauenden Hintergründen reichlich Ansatzpunkte zum Mitraten gibt. Er versteht es hervorragend, Spannung aufzubauen, so dass man mit dem gebeutelten Inspektor Stainer immer mehr mitfiebert. Dieser hat der nicht nur gegen üble Machenschaften in eigenen Reihen anzukämpfen und sich persönlichen Verstrickungen zu stellen, sondern muss auch im privaten Bereich so einiges wegstecken.

Die verschiedenen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren sind sehr facettenreich, lebendig und überzeugend dargestellt. Sie werden mit ihren Gedanken und Gefühle sehr eindringlich und authentisch geschildert, so dass man sich hervorragend in sie hineinversetzen kann. Herausragend ist insbesondere der sympathische Protagonist Paul Stainer, der mit seiner sehr komplexen Persönlichkeit und seiner durch die Kriegstraumata gezeichneten Psyche äußerst faszinierend ist. Man darf gespannt sein, wie er sich im Laufe der Krimireihe weiterentwickeln wird. Aber auch alle anderen Figuren werden sehr glaubwürdig und interessant gestaltet und geschickt in den vor dem zeitgeschichtlichen Zusammenhang eingebettet, wie zum Beispiel die Straßenbahnfahrerin und Kriegswitwe Fine König.

Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und nach einigen überraschenden Wendungen gipfelt der Fall in einem äußerst packenden Finale.


FAZIT Ein sehr überzeugender und fesselnder Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe auf sehr hohem Niveau, die mit einem komplexen Kriminalfall, hervorragend ausgearbeiteten Charakteren und ausgezeichnet recherchiertem Zeitkolorit punkten kann. Auf die Fortsetzung dieser bemerkenswerten Krimireihe bin ich schon sehr gespannt.

BEWERTUNG









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