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Die Gerächten von Volker Dützer (Band 2)

Gelungene Fortsetzung der fesselnden historischen Romanreihe

INHALT

Der schmale Pfad zwischen Sühne und Rache

Frankfurt am Main, 1947.

In den Trümmern der Stadt fahndet die junge Hannah Bloch, eine Überlebende der Aktion T4, im Auftrag der Amerikaner nach Kriegsverbrechern. Ihre Aufgabe führt sie nach England, wo sie dem Mörder ihres Geliebten auf die Spur kommt.

Sie verfolgt ihn quer durch Europa.

Auf ihrem Weg lernt sie den ehemaligen KZ-Häftling Pawel kennen, der nur einen Gedanken kennt: Rache.

In ihm findet sie einen Gleichgesinnten, doch Pawel hütet ein dunkles Geheimnis.

Sein Hass droht nicht nur ihn zu vergiften, sondern auch Hannah …


(Quelle: Gmeiner - Erscheinungsdatum: 08.09.2021 - ISBN: 9783839200193)






MEINE MEINUNG

Nach dem aufwühlenden Auftaktband „Die Unwerten“ setzt der deutsche Autor Volker Dützer mit „Die Ungerächten“ seine fesselnde historische Romanreihe um die junge Halbjüdin Hannah Bloch fort. Im ersten Band sich der Autor eines beklemmenden, wenig bekannten Themas der finsteren deutschen Geschichte angenommen. Hierin beschäftigt er sich mit den grausamen Euthanasieverbrechen der Nationalsozialisten im Dritten Reich und ihrem menschenverachtenden Projekt Aktion T4, das zum Ziel hatte „lebensunwertes Leben“ zu vernichten.

Im Mittelpunkt der fesselnden Fortsetzung steht erneut die junge Protagonistin Hannah, deren bewegenden und abenteuerlichen Lebensweg wir weiter begleiten. Die mitreißend erzählte Geschichte um Hannah und ihre Freunde knüpft unmittelbar an den letzten Teil des ersten Band an und ist in der deutschen Nachkriegszeit angesiedelt. Wie ein Blick auf das vorangestellte Personenverzeichnis zeigt, begegnen wir neben einigen alten Bekannten auch einer Vielzahl von neuen Charakteren.

Dützer versteht es hervorragend, die zahlreichen, zu dieser unglaublich ereignisreichen Zeitepoche recherchierten Details zu einer spannenden und vielschichtigen Handlung zu verdichten. Sehr gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang das sehr lesenswerte Nachwort, in dem der Autor uns ausführlich über die historischen Hintergründe und seine umfangreichen Recherchen zu seinem Roman informiert.

In verschiedenen Handlungssträngen kreist der Roman thematisch um die Schuldfrage der Täter, die unzureichende Aufarbeitung der Nazivergangenheit durch die mit der Entnazifizierung heillos überforderten Siegermächte und laxen bis fehlenden Strafverfolgung der Gräueltaten, die schließlich sogar in Händen der deutschen Justiz lag. Im allgemeinen Machtvakuum gelang es vielen Mitläufern sich mit einem „Persilschein“ reinzuwaschen und unbehelligt weiterzuleben. Sehr anschaulich erzählt Dützer in unterschiedlichen Episoden, wie vor allem führende NS-Schergen mit Hilfe alter Seilschaften untertauchen, über geheime Fluchthilfeorganisationen außer Landes gebracht werden oder sich mit neuer Identität einer Bestrafung entziehen konnten. Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, wie die Opfer des Naziterrors mit dem ihnen angetanen Unrecht und den erlebten tiefen Traumata umgehen können. Zugleich zeigt Dützer aber sehr anschaulich auf, wie unterschiedlich die Opfer auf die mangelnde Bestrafung ihrer Peiniger reagieren.

Als ein Opfer des Naziterrors und Überlebende der Euthanasieanstalten setzt Hannah ihre verbissene Suche nach untergetauchten Nazitätern in Hoffnung auf Gerechtigkeit fort – zunächst an der Seite des amerikanischen Lieutenant Scott Young und später auf eigene Faust, was sie immer wieder in höchste Gefahr bringt.

Aus der Perspektive der neu eingeführten Figur von Pawel Kowna, einem polnischen überlebenden KZ-Häftling, erlebt der Leser hingegen hautnah mit, wie die mangelnde Strafverfolgung das Verlangen nach Vergeltung und Rache ins schockierende Extrem umschlagen kann. Bei ihm verschwimmen schließlich jegliche moralisch-ethischen Grenzen, indem er Selbstjustiz übt und sogar die Liquidierung ehemaliger SS-Größen und deren Angehörige als einziges probates Mittel sieht.

Die zahlreichen Charaktere sind mit ihren Ecken und Kanten insgesamt interessant und vielschichtig ausgearbeitet. Einige von Hannahs Verhaltensweisen konnte ich jedoch nicht ganz nachvollziehen und empfand sie als eher unglaubwürdig.

Sehr gut ist es dem Autor gelungen, die Nachkriegszeit facettenreich und glaubhaft heraufzubeschwören und sehr lebendige Einblicke in den damaligen Lebensalltag zu vermitteln.

Die Geschichte gipfelt schließlich in einem sehr packenden Finale und klingt mit einem stimmigen und zufriedenstellenden Ende aus. Ich bin schon sehr gespannt auf eine Fortsetzung dieser Reihe und Hannahs weiteren Lebensweg.


FAZIT

Eine gelungene Fortsetzung dieser fesselnden historischen Romanreihe!

BEWERTUNG




Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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