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Die Königin - Nofretetes globale Karriere von Sebastian Conrad

Lehrreiche Geschichtsstunde


INHALT

Eine Reise auf den Spuren der sagenhaften Königin 

Ihre Entdeckung im ägyptischen Tell el-Amarna war eine Sensation, ihre Präsentation 1924 in Berlin sorgte für Furore weit über Deutschland hinaus. Inzwischen reicht schon ihre Silhouette aus, und alle wissen, wer gemeint ist und wofür sie steht. Was aber ist der Grund dafür, dass die weltberühmte Büste der Nofretete heute an ganz unterschiedlichen Orten als Paradebeispiel für weibliche Schönheit verstanden wird? Und wie kommt es, dass Nofretetes Zauber mehr als drei Jahrtausende unbeschadet überstanden hat?

Der Historiker Sebastian Conrad nimmt uns mit auf eine Reise in das alte Ägypten und die Welt der Pharaonen; er schildert, unter welch dubiosen Umständen die Büste im Zeitalter des Kolonialismus nach Berlin gelangte und wie seither um ihren Besitz gerungen wird. Seine weitgespannte historische Erzählung führt uns nicht nur nach Berlin und Kairo, sondern auch nach China, Indien und Brasilien, und wir erfahren, warum sich heute gerade Künstlerinnen wie Beyoncé und Rihanna als Wiedergängerinnen Nofretetes inszenieren.  


(Quelle: Propyläen / Ullstein Buchverlage – Erscheinungstermin 01.02.2024 - ISBN: 9783549100745)


MEINE MEINUNG

In seinem sehr informativen Sachbuch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ widmet sich der deutsche Historiker Sebastian Conrad der weltberühmten Büste der sagenhaften Königin  ägyptischen Nofretete, die bis heute als Sinnbild für weibliche Schönheit gilt und eine beachtliche globale, kulturübergreifende Popularität besitzt. Die magische Ausstrahlung dieses besonderen Kunstwerks und ihre zeitlose Schönheit scheinen auch mehr als drei Jahrtausende nach ihrer Erschaffung die Menschen unverändert zu betören.

Der Autor zeigt sehr eindrucksvoll auf, dass die Silhouette der Büste zu einem weltweit erkennbaren Markenzeichen geworden ist, das interessanterweise losgelöst von der Bedeutung des eigentlichen archäologischen Fundstücks mit unterschiedlichen kulturellen Bedeutungen aufgeladen wird.

Conrad versteht es hervorragend, die sorgsam recherchierten historischen Details anschaulich und unterhaltsam aufzubereiten und uns sehr facettenreich die Rezeption der Nofretete in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten zu vermitteln. Er nimmt uns mit auf eine faszinierende und lehrreiche Reise in das alte Ägypten und die Welt der Pharaonen und beleuchtet Nofretetes damalige Stellung als Königliche Gemahlin Echnatons und möglicherweise erste weibliche Regentin Ägyptens. Gekonnt lässt er uns an den historischen Hintergründen teilhaben wie beispielsweise der sensationellen Entdeckung der Büste 1912 im ägyptischen Tell el-Amarna durch Muhammad Ahmad al-Sanusi, die offiziell dem deutschen Archäologen und Grabungsleiter Ludwig Borchardt. Er vermittelt uns interessante Einblicke in die recht fragwürdigen Umstände rund um den Erwerb der Nofretete-Büste in der Ära des Kolonialismus, ihre spätere Verbringung nach Deutschland und ihre sensationelle Ausstellung 1924 im Neuen Museum in Berlin. Die damalige Aneignung der Büste als typisches Beispiel für koloniale Denkmuster und das arrogante und ausbeuterische Vorgehen der damaligen Kolonialmächte liefert durchaus reichlich Konfliktpotential. Dies macht eine kritische Aufarbeitung der Besitzverhältnisse notwendig und sollte auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Geschichte einschließen.

Seinen Darstellungen zufolge spricht vieles dafür, dass sich das Artefakt nach heutigen Maßstäben rechtswidrig in Berlin befindet und durchaus berechtigte Ansprüche auf eine Rückgabe an Ägypten bestehen könnten.

Äußerst spannend sind auch seine Ausführungen zu der außergewöhnlichen und "beispiellosen Karriere" der betörenden Büste der berühmten Nofretete als moderne internationale Ikone mit hohem Wiederkennungswert und als universelle Projektionsfläche sowie ihre mediale Inszenierung – gänzlich losgelöst von ihrer antiken Geschichte und ihrem ägyptischen Ursprungs.

So erfahren wir voller Staunen, wie Nofretete von der Popkultur des 20. Jahrhunderts vereinnahmt wird insbesondere von Künstlerinnen wie Beyoncé und Rihanna, sich  als  ihre Wiedergängerinnen inszenieren, aber auch von modernen Emanzipationsbewegungen. Sogar  Multimedia-Künstler wie Awol Erizku nutzen die dunkelhäutige Nofretete-Ikone, um Themen wie Black Empowerment und interkulturellen Austausch zu behandeln.

Abgerundet wird dieses gelungene Sachbuch mit einem umfangreichen Anhang, der eine Zusammenstellung über verwendete Quellen und Literatur, einen sehr vielfältigen farbigen Bildteil zur Illustration sowie Anmerkungen zu den im Text eingefügten Fußnoten umfasst.


FAZIT

Eine lehrreiche, facettenreiche und unterhaltsame Analyse der globalen Karriere der berühmten Büste der Nofretete – hervorragend recherchiert, anschaulich und fesselnd erzählt!



BEWERTUNG






Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*


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