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Frankie von Michael Köhlmeier

Faszinierende Coming-of-age-Geschichte

INHALT

Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole: Frank ist vierzehn, lebt in Wien, kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Frank kennt ihn nur von wenigen Besuchen. Der alte Mann reißt den Jungen an sich, einmal tyrannisch, dann zärtlich. Frank ist fasziniert von ihm. Am Ende stehen sich die beiden auf einer Autobahnraststätte gegenüber wie bei einem Duell.

Michael Köhlmeier erzählt von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen – von einem Duo, das man nie wieder vergisst.


(Quelle: Hanser Verlag – Erscheinungsdatum: 23.01.2023 – ISBN: 978-3-446-27618-5)



Rezensionsexemplar *Unbezahlte Werbung*




ERSTER SATZ: Am Dienstag haben sie Opa entlassen.

MEINE MEINUNG

Der vielfach ausgezeichnete Autor Michael Köhlmeier erzählt in seinem neuen Roman „Frankie“ die faszinierende Coming-of-age Geschichte eines Teenagers, dessen Leben durch die Haftentlassung seines zwielichtigen Großvaters zunehmend aus den Fugen gerät und eine rasante, sehr unerwartete Entwicklung nimmt. Ein tiefgründiger wie unterhaltsamer Roman voller Scharfsinn, skurrilem Charme und überraschender Twists, gewürzt mit einem höchst abenteuerlichen Roadtrip, einem unvergesslichen Enkel-Großvater-Duo und jeder Menge krimineller Energie. Aber auch eine etwas sperrige Geschichte, auf die man sich einlassen muss, insbesondere, da vieles ganz wie im richtigen Leben im Vagen und bis zum Ende Unausgesprochen bleibt.

Köhlmeier hat mit Frank und seinem Großvater zwei ganz wundervolle, sehr lebendige Charaktere mit vielen Ecken und Kanten geschaffen – zwei Antihelden jeder auf seine ganz spezielle Art. Mit prägnanten Sätzen, kurzen, flotten Dialogen und etlichen Wiederholungen sowie einprägsamen filmreifen Szenen entwickelt diese ungewöhnliche Geschichte einen ganz eigenen, unverwechselbaren Sound!

Geschildert wird die Handlung aus der Ich-Perspektive des liebenswerten 14jährigen Teenagers Frank, der trotz seiner scharfen Beobachtungsgabe anfänglich eine bemerkenswert naive Sicht auf die Dinge hat. Gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter führt ein ziemlich ereignisloses, höchst angepasstes Leben als Außenseiter. Frank ist schulisch keine große Leuchte, viel allein und sich selbst überlassen. Es fällt nicht schwer sich in die Gedankenwelt des Teenagers hineinzuversetzen, der sich damit arrangiert hat, dass es viele unausgesprochene Geheimnisse und Leerstellen in ihrem Leben gibt, die er besser bei seiner Mutter nicht anspricht.

Köhlmeier ist es hervorragend gelungen, einzufangen, wie sich zwischen den beiden eine bemerkenswerte, höchst volatile Dynamik entwickelt. Während Frank sich seinem distanzierten, herrischen aber zugleich charismatischen Großvater allmählich annähert, zaghaft versucht, mehr über die rätselhaft-finstere Vergangenheit dieser Schwerverbrechers herauszubekommen, erliegt er unausweichlich der fatalen Faszination für das Andersartige, Bedrohliche und Dunkle, das diesen alten Mann umgibt. Gespannt verfolgt man, wie die Emotionen zwischen Neugier, Anziehung, Zuneigung, Respekt, Abscheu und Ekel hin und herpendeln und sich zu kleinen Machtspielchen immer weiter hochschaukeln. Im Umgang mit seinem undurchsichtigen Opa macht Frankie nicht nur positive Erfahrungen, so dass schließlich bei ihm eine unaufhaltsame Entwicklung in Gang gesetzt wird, die ihn so manches hinterfragen, plötzlich rebellieren lässt und in einem heilsamen Befreiungsschlag mündet. Mit höchst skurrilen Wendungen, einer unerwarteten Eskalation der Ereignisse und einem abrupten, ungewissen Ausgang verabschieden wir Frank auf seinem außergewöhnlichen Weg zum Erwachsenwerden. Erstaunt, überwältigt, nachdenklich und etwas unbefriedigt wegen der vielen offenen Fragen bleiben wir am Ende zurück und dürfen uns den Fortgang von Franks Geschichte und die fehlenden Hintergründe und Antworten selbst ausdenken.


FAZIT

Eine faszinierende, tiefgründige Coming-of-age Geschichte, die zum Nachdenken über familiären Zusammenhalt, ungute Geheimnisse und das Erwachsenwerden anregt.

Nicht nur für Jugendliche lesenswert!



BEWERTUNG



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