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Gespräche auf dem Meeresgrund von Root Leeb

  • bookloving
  • 27. Sept. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Außergewöhnliche Erzählung

INHALT

Was erzählen wir uns nach dem Ende des Lebens? Drei anfangs namenlose Stimmen, drei Menschen und ihre Schicksale begegnen einander am Grund des Mittelmeers und können dabei voreinander nichts mehr verbergen. Alles offenbart sich. Keine Täuschung gelingt.

»Und es rollt, fließt, tanzt in mächtigen Wogen. Hin und zurück. Das Licht wirft abwechselnd schwarzgrüne Schatten und glitzernde Netze ins Wasser. Tiefem Dröhnen folgt betäubende Stille. ›Woher kommst du?‹ …«

Am Grund des Mittelmeeres, das für so viele Ort der Freude und Erquickung und für Unzählige Ort des Vergessens und namenlose Grabstätte ist, erhält diese Frage Antworten.

Drei anfangs namenlose Stimmen, drei Menschen und ihre Schicksale treten hier miteinander in Verbindung und können dabei einander nichts mehr verbergen. Alles offenbart sich. Keine Täuschung gelingt. Und so sinkt im mythischen Element Wasser zwar die Vergangenheit auf den Meeresgrund, doch die Geschichte dieser Leben steigt als Klage gegen Unterdrückung und Zwänge, gegen Missachtung und Qual von Armen und Frauen wieder an die Ufer unserer Gegenwart zurück.

Eine Geschichte über Tod und Leben, Flucht und Freiheit, Mann und Frau.

(Quelle: Oktaven - Erscheinungsdatum: 12.10.2022 - ISBN: 978-3-7725-3035-7)


MEINE MEINUNG

Mit ihrem neuen Buch „Gespräche auf dem Meeresgrund“ hat die deutsche Autorin Root Leeb eine eindringliche, tiefgründige Erzählung vorgelegt, die gekonnt ein Schlaglicht auf die heutige Zeit und die gesellschaftlichen Probleme wirft. Auf knapp 150 Seiten entspinnt sich eine höchst außergewöhnliche Geschichte über Leben und Tod, Freiheit und Immigration, über Privilegien und Macht, Diskriminierung und Suppression von Frauen und Armen.

Root Leeb hat ihre ungewöhnliche Erzählung als ein dialog-dominiertes Kammerspiel inszeniert, mit der faszinierenden Unterwasserwelt am Meeresgrund als minimalistisches, recht surreales Setting.

Wundervoll illustriert wird das ganze durch in den Text eingestreute, sehr stimmungsvolle Bilder, die alle wie ebenfalls das sehr ansprechende Cover von der Autorin stammen. Mit ihrem ruhigen, ausgefeilten Erzählstil hat die Autorin einen einzigartigen Klang in ihre eher stille Geschichte hineingezaubert. Ihre lakonisch wie poetische Sprache sowie ihre eindrücklichen, atmosphärisch dichten Beschreibungen haben mich rasch in den Bann gezogen und mein Kopfkino anspringen lassen. Root Leeb hat eine faszinierende Ausgangssituation für ihre Geschichte gewählt, die mich mit seinem zwar unrealistischen, aber originellen und zugleich berührenden Gedankenexperiment sehr angesprochen hat.

So lässt sie drei zunächst namenlose Seelen im mythischen Element Wasser aufeinandertreffen - drei Menschen mit verschiedener Sozialisation und von unterschiedlicher Herkunft, die in dem unglücklichen Umstand, vom Meer verschluckt und nun an ihrer Grabstätte in einer Art Zwischenreich unter Wasser festgehalten zu sein, ein gemeinsames tragisches Schicksal teilen. In dieser besonderen Ausgangskonstellation, in der nichts voreinander verborgen werden kann, beginnen die drei Seelen sich miteinander auszutauschen, setzten sich zugleich auch mit ihrer bisherigen Lebensgeschichte und ihrem Schicksal auseinander und müssen sich zwangsläufig auch den Geistern ihrer Vergangenheit stellen.

Es ist faszinierend und bewegend, ihren Gesprächen über ihr früheres Leben und die Einschätzungen ihrer gegenwärtigen Lage zu folgen, ihren vorbeiziehenden Erinnerungsfetzen zu lauschen und an ihrem Gedankenstrom, ziellosem Philosophieren oder an sich bisweilen hochschaukelnden Emotionen teilzuhaben. Nach und nach erfahren wir mehr über einschneidende Geschehnisse in ihrem Leben und persönliche Schicksalsschläge, und die vergangene Lebenssituation dieser „armen Seelen“ mit ihren unterschiedlichen Hintergrundgeschichten kristallisiert sich immer deutlicher heraus.

Mit viel psychologischem Feingefühl ist es der Autorin in ihrem Kammerspiel gelungen, die Figuren mit ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten aber auch ihrer inneren Zerrissenheit, Ängsten, Trauer und Verbitterung glaubhaft einzufangen. Zugleich hat sie eindringlich-emotionale Momente oft nur kurz angeschnitten und überlässt es dem Leser, in diese Kulisse eigene Betrachtungen zu projizieren.

Die Intention der Autorin, den ertrunkenen Geflüchteten im Mittelmeer mit ihrem Roman ein Gesicht zu geben und uns ihre schicksalhafte Geschichte zu erzählen, finde ich sehr gelungen.

FAZIT

Eine tiefgründige, eindringlich-emotionale Erzählung, die zum Nachdenken über unser Leben und das Miteinander in unserer modernen Gesellschaft anregt.

BEWERTUNG

Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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