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HEN NA IE - Das seltsame Haus von Uketsu

  • bookloving
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Uketsus experimentelles Mystery-Debüt


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INHALT

Was, wenn der Grundriss eines Hauses nicht nur Wände zeigt - sondern Verbrechen?

Ein junger, auf Okkultismus spezialisierter Autor wird von einem Bekannten gebeten, sich den Grundriss eines Hauses und Kaufobjekts anzuschauen, auf dem ein versteckter Raum zu sehen ist. Und es gibt noch weitere Merkwürdigkeiten, die darauf hindeuten, dass das Haus zu üblen Zwecken benutzt wurde. Wer waren wohl die Bewohner dieses Hauses? Stimmt es, dass ein eingesperrtes Kind darin Morde begangen hat? Oder dass der Mann einer jungen Frau darin auf unerklärliche Weise ums Leben kam? Sicher ist: Hinter der harmlosen Fassade steckt viel mehr, als auf den ersten Blick scheint - und die dunklen Geheimnisse, die das seltsame Haus birgt, sind gefährlich ...

Das Haus wartet. Und sobald du es betrittst, wirst du nicht mehr derselbe Mensch sein.


(Quelle: Lübbe Erscheinungstermin 31.10.2025 - ISBN: 9783757701420 - Übersetzung aus dem Japanischen: Heike Patzschke)



Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*



MEINE MEINUNG


Nach dem großen Erfolg von "HEN NA E - Seltsame Bilder" erscheint nun mit „Hen na IE – Das seltsame Haus“ ein weiterer Mysteryroman des geheimnisumwitterten japanischen Kultautors und YouTubers Uketsu, der unter Pseudonym auftritt. Bemerkenswert dabei ist, dass es sich hierbei um das eigentliche Debüt des Autors handelt, das ursprünglich während des Pandemie-Lockdowns zunächst als Mystery-Video veröffentlicht wurde. Ebenso entstand zudem eine dreibändige Manga-Adaption unter dem englischen Titel „The Strange House“.

Während Uketsu in "HEN NA E - Seltsame Bilder" seinen originellen Sketch-Mystery-Stil als innovative Erzählform perfektioniert hat, ist im vorliegenden Band die Verwendung der Illustrationen als eigenständige narrative Elemente noch etwas unausgereift. Vieles wirkt experimentell und lässt das Potential der verborgenen Bildbotschaften nur ansatzweise erkennen.

Auch folgt die Geschichte nicht einer Handlung im eigentlichen Sinne, sondern entwickelt sich meist im Rahmen dialogischer Szenen, in denen allmählich gruselige Geheimnisse aufgedeckt und erschütternde menschliche Abgründe enthüllt werden. Trotz dieses eher ungewöhnlichen Erzählform entfaltet sich von Beginn an eine unheilvolle Atmosphäre und latente Spannung, die einen rasch in den Bann zieht.

Im Mittelpunkt der in vier Kapitel untergliederten Geschichte stehen der zunächst namenlose Ich-Erzähler und freier Journalist für okkulte Phänomene sowie der Architekt und Horror- und Mystery-Fan Kurihara, den er zur Analyse des ungewöhnlichen Grundrisses eines zum Verkauf stehenden Hauses hinzuzieht. Gemeinsam stoßen sie neben einem mysteriösen versteckten Raum auf weitere bauliche Auffälligkeiten, die Anlass zu düsteren Spekulationen über frühere Bewohner und deren dunkle Machenschaften geben. Je mehr sie sich mit den Bauplänen beschäftigen, desto mehr verstörende Theorien stellen die beiden zu dem seltsamen Haus und seinen Bewohnern auf und lassen sie Schlimmstes vermuten. Der Einstieg in die Geschichte in einem linearen Erzählstrang präsentiert sich deutlich schlichter und weniger packend als der Vorgängerband, in dem Uketsu mit verschiedenen Handlungssträngen und anfangs unzusammenhängenden Kapiteln rasch Spannung aufbaute. Erst mit dem Fund von Leichenteilen in Nähe des Hauses und dem Auftauchen der geheimnisvollen Informantin Yuzuki, die einen weiteren Hausgrundriss ins Spiel bringt, gewinnt die Geschichte deutlich an Fahrt, denn die zuvor aufgestellten makabren Hypothesen finden scheinbar Bestätigung. Der nüchterne, minimalistisch gehaltene Schreibstil des Autors hat einen nahezu dokumentarischen Charakter und ist geprägt von dialogreichen Passagen und immer wieder eingeschobenen Grundriss-Skizzen als besonderes Stilmerkmal. Deren originelle Einbindung verleiht dem Roman einen sehr mysteriösen Charakter, wobei sich die eigentlichen Bilderrätsel diesmal leider auf die Grundrisse der Häuser sowie Detailausschnitte spezieller Räume und baulicher Strukturen beschränken, deren potentielle Geheimnisse nach und nach enthüllt werden. Das wiederholte Präsentieren ähnlicher visueller Motive bremst allerdings den Lesefluss und erzeugt mitunter unnötige Redundanzen. Die ausführlichen Erklärungen der baulichen Details sind zwar hilfreich, nehmen jedoch oft die eigene Detektivarbeit vorweg, so dass einem die Möglichkeit genommen wird, selbst mitzurätseln und eigenen Schlüssen zu ziehen.

Dennoch versteht es Uketsu sehr gut, durch vage Andeutungen eine düstere Atmosphäre heraufzubeschwören und durch raffinierte Cliffhanger eine beklemmende Spannung aufzubauen.

Mit Offenbarungen zu rätselhaften Bräuchen, okkulten Ritualen, Familientragödien und innerfamiliären Machtkämpfe wird das Geschehen zunehmend verworrener und abstruser. Neben einzelnen, schwer nachvollziehbaren Wendungen nehmen die Verwicklungen und Zufälle in ihrer repetitiven Ausprägung überhand und wirken stellenweise befremdlich und unglaubwürdig. Zudem beeinträchtigen einige logische Schwachstellen sowie überkonstruierte wirkende Elemente den Lesespaß. Gekonnt gewährt uns Uketsu als Meister des Unheimlichen, Rätselhaften und Okkulten erschütternde Einblicke in familiäre Traumata sowie menschliche wie kulturelle Abgründe. Die Hauptfiguren bleiben leider weitgehend eindimensional und leblos, so dass man keinen Zugang zu ihren Motiven und ihrem Innenleben erhält. Sie dienen eher als Spielfiguren in Uketsus rätselhaftem Inszenierungskonzept.

Besonders gelungen zeigt sich der finale Twist im Nachwort, der uns die zuvor als stimmig präsentierte Auflösung noch einmal grundlegend in Frage stellen lässt und zum intensiven Nachdenken über die Geschehnisse herausfordert.

Die vielversprechende Ausgangsidee des Mystery-Romans leidet insgesamt unter einer streckenweise überfrachteten und konstruierten Handlung sowie blassen Figuren. Trotz seiner beklemmenden, atmosphärischen Dichte und des faszinierenden japanischen Settings konnte mich Uketsus Debüt nur teilweise überzeugen sein und lässt mich etwas zwiegespalten zurück.


FAZIT


Ein rätselhafter, aber ambivalenter Sketch-Mystery-Roman, der insbesondere Liebhaber ungewöhnlicher Erzählformen und japanischer Mystery-Kultur eine spannende Entdeckung sein dürfte.



BEWERTUNG


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