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Kein Feuer kann brennen so heiß von Ingrid Noll

Unterhaltsame Kriminalkomödie


INHALT Schön ist sie nicht, aber sie kann kochen und anpacken.

Deshalb ist Lorina Altenpflegerin geworden und hat mit der Anstellung in der Villa Alsfelder das große Los gezogen.

Hier geben sich attraktive Masseure die Klinke in die Hand, und Techtelmechtel entstehen, die besser geheim bleiben sollen.

Für Aufregung sorgen ein aufgeschwatzter Pudel und ein zurückgelassenes Baby, die die alte Dame sichtlich neu beleben.

Sehr zum Missfallen ihres Großneffen, der aufs Erbe lauert.


(Quelle: Diogenes - Erscheinungstermin: 24.02.2021- ISBN: 978-3-257-07115-3)

MEINE MEINUNG

„Kein Feuer kann brennen so heiß“ ist der neue Roman der sympathischen, mittlerweile 85-jährigen Grande Dame und „Lady of Crime“ Ingrid Noll. Ein Name, der für kurzweilige Unterhaltung und raffiniert angelegte, schwarzhumorige Geschichten mit wundervoll skurrilen Charakteren steht.

Auch in ihrem jüngsten Roman, der in gewisser Weise eine kriminelle Komödie ist, erwarten uns wieder zahlreiche für Noll typische Elemente, die für eine abwechslungsreiche Unterhaltung mit feiner ironischer Note sorgen. Die Geschichte über die keineswegs so außergewöhnliche exklusive Seniorenbetreuung einer alten, nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmten alten Dame, die umsorgt von ihrem Personal in ihrer sehr noblen Villa lebt, entwickelt sich trotz allerlei kurioser Verwicklungen und Turbulenzen in recht geordneten Bahnen. Viel mehr über die Handlung sollte eigentlich gar nicht verraten werden, denn der Klappentext enthüllt für meinen Geschmack schon zu viele Details. Trotz einiger Einblicke in schockierende Abgründe des menschlichen Egos bleibt es ein vergnüglicher, solider Roman über so manche menschlichen Begehrlichkeiten und Verfehlungen, mit einigen gesellschaftskritischen Spitzen und bissigen Seitenhieben auf Kosten des männlichen Geschlechts.

Mit ihrer flotten, humorvollen Erzählweise gelingt es der versierten Autorin rasch, uns in ihre Geschichte hinein zu ziehen, die vor allem von den wundervoll gezeichneten, recht schrulligen und überaus menschlichen Charakteren lebt. Sehr unterhaltsam und vielschichtig sind die verschiedenen Figuren ausgearbeitet – insbesondere die verschiedenen Männerfiguren, ob nun der singenden Masseur Boris, der schüchterne, Balladen-rezitierende Ruben oder der überhebliche, geldgierige Großneffe, sie alle verkörpern sehr interessante, treffend gezeichnete Klischees, über die man sich köstlich amüsiert.

Ein besonderes Highlight ist natürlich die liebenswerte 30jährige Altenpflegerin und Ich-Erzählerin Lorina, auch Lori oder Plumplori genannt, die im Laufe der Handlung eine erstaunliche Entwicklung nimmt und sich vom Tollpatsch, Aschenputtel und späten Mädchen zur patenten Heldin mausert. Mit erfrischender Leichtigkeit, zuweilen lakonisch und meist ziemlich abgeklärt erzählt sie uns von ihrem eher beschaulichen, wenig ereignisreichen Leben als Rund-um-die Uhr-Betreuerin der betagten Viktoria Alsfelder, ihrem nicht vorhandenen Privat- und Liebesleben und ihren Erlebnissen in der Vergangenheit. Lori ist toller, ein sehr warmherzig gezeichneter Charakter, den man gerade durch die Schwächen, Verletzlichkeiten und Eigenheiten ins Herz schließen muss. Man kann sich gut in ihr Innenleben hineinversetzen und auch ihre Handlungen gut nachvollziehen.

Mit Boris, dem stets ein Liedchen trällernden Physiotherapeuten und Masseur von Frau Alsfeld, der zudem nichts anbrennen lässt, kommt bald etwas Wind in Loris alltägliches Einerlei.

Es bereitet großen Spaß, die weiteren Verwicklungen und überraschenden Wendungen zu verfolgen, doch bleibt die Geschichte insgesamt recht spannungsarm und gewinnt erst zum erwarteten Finale hin noch einmal richtig an Fahrt.

Bei diesem eher ruhigen Roman hat mir leider doch das gewisse Etwas gefehlt. Trotz feiner ironischer Untertöne hätte ich mir etwas mehr bitterbösen, schwarzen Humor, Nolls früheren sarkastischen Biss und einige spitzfindige Wendungen erhofft.


FAZIT

„Kein Feuer kann brennen so heiß“ bietet gute Unterhaltung mit feiner Ironie und wundervoll skurrilen Charakteren, ist aber sicherlich nicht das beste Buch von Ingrid Noll!


BEWERTUNG








REZENSIONSEXEMPLAR *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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