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Paris Requiem von Chris Lloyd (Band 2)

Packender historischer Krimi


INHALT Paris im September 1940: Nach drei Monaten unter Nazi-Besatzung kann Inspecteur Eddie Giral eigentlich nicht mehr viel schocken – doch dann entdeckt er in einem heruntergekommenen Jazzclub eine Leiche. Bei dem Mordopfer handelt es sich um einen Sträfling, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte.

Eddie Giral findet heraus, dass dieser Tote zu einer Vielzahl an Kriminellen gehört, die aus mysteriösen Gründen vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurden. Wer zieht die Fäden, und warum? Diese Fragen führen den Inspecteur von Jazzclubs zu Opernsälen, von alten Flammen zu neuen Freunden, von den Lichtern von Paris zu den dunkelsten Landstrichen – und zu der höchst beunruhigenden Erkenntnis: dass man, um das Richtige zu tun, sich manchmal auf die falsche Seite schlagen muss ...


(Quelle: Suhrkamp - Erscheinungstermin: 15.01.2024 - ISBN: 978-3-518-47373-3 - Übersetzung aus dem Englischen von Andreas Heckmann)

MEINE MEINUNG

Mit „Die Toten vom Gare d’Austerlitz" ist dem britischen Autoren Chris Lloyd ein sehr spannender Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe gelungen, der vor dem Hintergrund des 2. Weltkriegs während der deutschen Besatzung der französischen Hauptstadt durch die Nazis angesiedelt ist und sich mit dem Spannungsfeld von Kollaboration und Widerstand beschäftigt. Mit dem fesselnden zweiten Band „Paris Requiem“ führt Chris Lloyd gekonnt die Geschichte rund um seinen faszinierenden Protagonisten Inspecteur Eddie Giral fort und lässt uns in die düstere Stimmung und hochkomplexe politische Lage im herbstlichen Paris von 1940 eintauchen. Der Autor hat viele wenig bekannte und hervorragend recherchierte zeitgeschichtliche Details in seinen undurchsichtigen, sehr vielschichtigen Kriminalfall eingearbeitet, der mich vor allem durch seine beklemmende Atmosphäre, rätselhaften Verwicklungen und den mit viel Fingerspitzengefühl aufgeworfenen ethisch-moralischen Fragestellungen, denen sich seine Hauptfigur Giral stellen muss, in den Bann gezogen hat.

Rasch werden wir an der Seite des französischen Inspecteur Eddie in ein packendes Katz- und Mausspiel mit fatalen Folgen hineingezogen. Sehr fesselnd ist es mitzuerleben, wie Inspecteur Giral bei seinen Ermittlungen zu einem Spielball von undurchsichtigen Machtspielen von Wehrmacht, SS, Gestapo und Deutscher Abwehr wird, fragwürdige Entscheidungen treffen muss und schließlich auch er in höchste Gefahr gerät. Nach der Entmachtung der französischen Polizei durch die deutschen Besatzer ist er ständiger Beobachtung, Willkür, Bedrohung und Manipulation ausgesetzt und muss auch in eigenen Reihen gegen so manche unsichtbare Gegner kämpfen, die verdeckt mit den Nazis kollaborieren. Lloyd versteht es jedoch hervorragend, Spannung aufzubauen, so dass man dem cleveren und unerschrockenen Giral bei seinen komplizierten und brandgefährlichen Ermittlungen gebannt durch das besetzte Paris folgt, um die Hintergründe einer perfiden Verschwörung aufzudecken.

Mit seinen lebendigen, detailreichen Schilderungen gelingt es dem Autor hervorragend, die komplizierte politische Lage und die Schrecken jener dunklen Zeit einzufangen und uns anschaulich nicht nur die alltäglichen Sorgen und Nöte der Pariser Bevölkerung durch die Besatzung sondern auch die zunehmende Juden-Verfolgung vor Augen zu führen. Nachdrücklich beleuchtet er auch die vielen Schattierungen von geheimem Widerstand bis hin zu opportunistischer Kollaboration mit den Nazis sowie die psychologischen Hintergründe. Zudem greift er in einer Nebenhandlung auch unfassbare Gräueltaten der deutschen Wehrmacht während des Frankreichfeldzugs auf und verwebt diese sehr schlüssig mit dem Handlungsverlauf.

Die verschiedenen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren sind sehr lebendig dargestellt und umfassen eine große Anzahl an undurchsichtigen Figuren und finsteren Widersachern, die geschickt in den faszinierenden zeitgeschichtlichen Zusammenhang eingebettet sind. Herausragend hat mir erneut die feinfühlige und facettenreiche Charakterzeichnung seines etwas unnahbaren Protagonisten Giral mit seiner komplexen Persönlichkeit gefallen. Nach und nach lernen wir den durch den 1. Weltkrieg traumatisierten Giral mit seiner Vorgeschichte und inneren Dämonen immer eingehender kennen, können sein Verhalten und seine schwierigen Gewissensentscheidungen in diesen dunklen Zeiten auch besser nachvollziehen. Die Hoffnung auf Wiedergutmachung für vergangene Fehler, der Wunsch nach Gerechtigkeit und der Bewahrung von Menschlichkeit aber auch die Einsicht, sich bisweilen zum Selbst- und Fremdschutz auf moralisch verwerfliche Kompromisse einzulassen – all dies macht Eddie Giral zu einem höchst faszinierenden Charakter in einer völlig aus den Fugen geratenen Welt.

Nach einigen höchst überraschenden Wendungen gipfelt die komplexe Handlung schließlich mit einer sehr nachdenklich stimmenden Auflösung des Falls, die mich einer Fortsetzung sehr gespannt entgegen sehen lässt.


FAZIT

Sehr spannende Fortsetzung einer anspruchsvollen historischen Krimi-Reihe im besetzten Paris 1940 - mit einem unterhaltsamen, vielschichtigen Kriminalfall, einfühlsamer Charakterstudie und tollem Zeitkolorit.


BEWERTUNG







REZENSIONSEXEMPLAR *UNBEZAHLTE WERBUNG*

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