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Unheimliche Gesellschaft von Tilo Eckardt (Band 2)

  • bookloving
  • 11. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Juli

Spannender Exil-Krimi mit Charme und Tiefgang


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INHALT

Eine Stadt voller Flüchtlinge und Spitzel. Wer ist Freund, wer ist Feind?

Mann & Müller auf der Spur eines Schattenmannes

Im historischen Kriminalroman um das ungewöhnlichste Ermittlerteam ever heften sich der Schriftsteller Thomas Mann und sein junger litauischer Übersetzer an die Fersen eines mysteriösen Spions.

Der ebenso elegante wie raffinierte Roman über Freundschaft und die Kraft der Literatur lässt die Grenzen zwischen historischer Wirklichkeit und dichterischer Fiktion gekonnt verschwimmen.

Oktober 1933. Thomas Mann sucht mit seiner Familie Zuflucht in Zürich, weil er in seiner Heimat Repressalien oder gar eine Verhaftung fürchten muss. Doch auch in der Schweiz ist die Lage alles andere als sicher. Der Dichter wird von Ängsten geplagt, die sich noch steigern, als die forsche Autofahrerin Katia Mann vor ihrem Haus in Küsnacht einen Mann anfährt, der anschließend spurlos verschwindet. Dem eilig herbeigerufenen Getreuen Žydrūnas Miuleris alias Müller gelingt es nicht, die Identität des Unfallbeteiligten festzustellen. Dieser scheint auf rätselhafte Weise sein Äußeres zu verändern und den Spieß umzudrehen: Mit einem Mal fühlen sich Mann & Müller beschattet.Als Gerüchte laut werden, dass die Gestapo nicht davor zurückschreckt, Regimegegner bis in die neutrale Schweiz zu verfolgen, überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst versucht jemand Ludwik, Müllers vierbeinigen Gefährten, zu ermorden, dann entgeht er selbst nur knapp einem Anschlag. Doch war er das eigentliche Ziel? In einer Stadt voller Spitzel sind Mann & Müller auf Katia Manns zweifelhafte Fahrkünste und die Pünktlichkeit der Schweizer Bahn angewiesen, um einen Fall zu lösen, der – wie ihnen klar wird – einst im fernen Nida seinen Anfang nahm.


(Quelle: Droemer – Erscheinungstermin: 02.05.2025 - ISBN: 9783426560211)



Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*


MEINE MEINUNG

Mit „Unheimliche Gesellschaft“ setzt Tilo Eckardt seine historische Krimireihe fort und rückt erneut den berühmten deutschen Schriftsteller Thomas Mann in den Mittelpunkt. An seiner Seite agiert der fiktive, aber erstaunlich authentisch gestaltete litauische Übersetzer Žydrūnas Miuleris – eine Figur, die der Handlung Vielschichtigkeit und Wärme verleiht. Gemeinsam werden die beiden in ein weiteres rätselhaftes Abenteuer verwickelt.

Der zweite Band überzeugt durch ihre originelle Ausgangssituation: Hierbei verbindet Eckardt einen spannenden Kriminalfall mit Elementen des historischen Romans und bereichert die Erzählung um zahlreiche humorvolle, mit feiner Situationskomik gewürzte Episoden. So entsteht eine unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Mut und Zusammenhalt in einer Zeit wachsender Unsicherheit. Auch im fernen Schweizer Exil ist man nicht vor den Gefahren und politischen Bedrohungen durch das NS-Regime gefeit, die als unterschwellige Schatten durch die gesamte Handlung ziehen.

Sorgfältig recherchierte historische Fakten und reale Persönlichkeiten verwebt Eckardt geschickt mit fiktiven Elementen und hat so eine glaubwürdige und fesselnde Handlung geschaffen, die sowohl durch atmosphärische Dichte als auch durch Leichtigkeit und Vielschichtigkeit beeindruckt.

Dieses Mal führt die Geschichte ins Jahr 1933, das im Zeichen radikaler politischer Umbrüche steht. Der regimekritische Schriftsteller Thomas Mann muss mit seiner Familie aus Deutschland in die Schweiz fliehen und findet in Küssnacht am Rigi Zuflucht. Doch auch dort ist die Sicherheit trügerisch. Nachdem Katia Mann bei einem Autounfall einen mysteriösen Unbekannten anfährt und angezeigt wird, bittet Thomas Mann seinen litauischen Übersetzer und Vertrauten Müller um Unterstützung. Gemeinsam beginnen sie ihre Nachforschungen und geraten schon bald in ein undurchsichtiges Geflecht aus Verrat, Spionage und politischen Intrigen - ein gefährliches Katz-und-Mausspielnimmt seinen Lauf.

Besonders reizvoll ist die Rahmenhandlung rund um den über hundertjährigen Ich-Erzähler Miuleris gestaltet, der rückblickend seinem Urenkel die damaligen Geschehnisse schildert. Seine eingestreuten augenzwinkernden Anmerkungen und die unmittelbare Ansprache an die Leserschaft sorgen zudem für einen erfrischenden Ton voller Humor und Dynamik. Auch wenn die Handlung anfangs etwas langsam an Fahrt aufnimmt, entfaltet sie zunehmend ihren Sog und konnte mich doch bald in ihren Bann ziehen.

Stilistisch beeindruckt Eckardt mit einer leicht altmodisch anmutenden, humorvollen Sprache. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber stets ansprechend und fängt gekonnt das Zeitkolorit der 1930er Jahre ein. Die Atmosphäre ist dicht und authentisch, die politische Unsicherheit im vermeintlich sicheren Exil und die Ängste der Exilanten angesichts der ständigen Bedrohung durch faschistische NS-Anhänger in der Schweiz werden ebenso anschaulich wie eindringlich vermittelt. Die Figurenzeichnung ist ein besonderes Highlight.

Die Charaktere sind vielschichtig und mit Liebe zum Detail gestaltet. Neben dem sympathischen Miuleris überzeugt vor allem die facettenreiche Darstellung Thomas Manns mit seiner geistigen Brillanz, seinen menschlichen Schwächen und Eigenarten und verleiht dem Roman besondere Authentizität. Der berühmte Autor wird hier zum ungewöhnlichen Ermittler– weltfremd anmutend, aber auch warmherzig, humorvoll und politisch wachsam. Auch die Nebenfiguren, wie Katia und Erika Mann oder der historische Hitler-Biograf Konrad Heiden sind glaubhaft und mit großer Sorgfalt gezeichnet. Einzelne Nebencharaktere bleiben hingegen eher blass und dienen eher als Kulisse für das zentrale Geschehen. Für zusätzliche Leichtigkeit und amüsante Überraschungsmomente sorgt der temperamentvolle Hund Ludwik, Müllers Gefährte und mein heimlicher Star diverser Szenen.

Abgerundet wird der Roman durch ein kurzes, informatives Nachwort, in dem Eckardt die Grenzen zwischen historischer Wahrheit und dichterischer Freiheit erläutert und interessante Hintergrundinformationen liefert. Ein angehängtes Quellen- und Literaturverzeichnis unterstreicht die akribische Recherchearbeit des Autors und bietet interessierten Lesern einen weiterführenden Zugang zum historischen Stoff.


FAZIT

Ein atmosphärisch dichter, unterhaltsamer und klug komponierter Krimi mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo, der historische Genauigkeit, lebendige Figuren und feinen Humor gekonnt miteinander verknüpft und durch seine vielschichtige Handlung und authentisches Zeitkolorit überzeugt!



BEWERTUNG

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