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Wenn die Masken fallen von Nicola Upson (Band 2)

  • bookloving
  • 13. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Atmosphärischer Kriminalroman mit psychologischem Tiefgang


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INHALT

Inspektor Archie Penrose lädt seine enge Freundin Josephine Tey in sein Elternhaus in Cornwall ein, damit die Krimiautorin nach einer turbulenten Zeit endlich mal wieder durchatmen kann. Josephine freut sich sehr über die Einladung, zumal das Haus auch in unmittelbarer Nähe des berühmten Freilichttheaters von Minack liegt, das eindrucksvoll auf den Klippen über dem Meer thront. Doch ihre Hoffnung auf Ruhe und Entspannung löst sich schnell auf, als ihre Ankunft mit dem mysteriösen Tod eines jungen Mannes im Dorf zusammenfällt. Schon bald werden immer mehr Menschen vermisst oder tot aufgefunden, und Josephine und Archie müssen davon ausgehen, dass sie es mit einem kaltblütigen Mörder zu tun haben, der vor weiteren Verbrechen nicht zurückschreckt.


(Quelle: Kein & AberErscheinungstermin 17.05.2024 - ISBN: 9783036950266 - Übersetzung aus dem Englischen: Anna-Christin Kramer)


Rezensionsexemplar *UNBEZAHLTE WERBUNG*



MEINE MEINUNG

Mit ihrem historischen Kriminalroman „Wenn die Masken fallen“ setzt die britische Autorin Nicola Upson ihre ambitionierte Krimireihe um den fiktiven Detective Inspector Archie Penrose und die ebenso brillante wie erfolgreiche Schriftstellerin Josephine Tey überzeugend fort.

Hinter Teys Namen verbirgt sich die hierzulande wenig bekannte schottische Autorin Elizabeth Mackintosh (1896–1952), die zu den bedeutendsten Theaterautorinnen und Kriminalschriftstellerinnen des Goldenen Zeitalters zählt

Gekonnt entführt uns Upson diesmal ins idyllische, ländliche Cornwall der 1930er Jahre und zeichnet dabei ein vielschichtiges Bild der damaligen Gesellschaft.

Im zweiten Band ihrer Krimireihe gelingt es ihr hervorragend, klassische Whodunit-Elemente mit atmosphärisch dichtem Zeitkolorit und psychologisch tiefgründigen Betrachtungen zu einer fesselnden, facettenreichen Geschichte zu verweben.

Besonders hervorzuheben ist Upsons eingehende Auseinandersetzung mit ernsten und auch heute noch aktuellen Themen wie familiäre Gewalt, Missbrauch, Schuld und gesellschaftliche Tabus der Zeit.

Eigentlich reist Josephine Tey auf Einladung ihres Freunds Archie Penrose in dessen beschauliches Heimatdorf Loe in Cornwall, um sich zu erholen und an ihrem neuen Roman zu arbeiten. Doch der vermeintliche Selbstmord des charismatischen jungen Harry Pinching sowie die rätselhafter Umstände seines Todes werfen jede Menge Fragen auf. Schon bald ereignet sich ein weiterer mysteriösen Todesfall.

Im Zuge ihrer Ermittlungen geraten Josephine und Archie in ein undurchdringliches Netz aus lange verborgenen Familiengeheimnissen, unterschwelliger Eifersucht und alten seelischen Verletzungen. Auf Ihre Suche nach der Wahrheit bringt verborgene Erinnerungen ans Licht, die manche Dorfbewohner lieber vergessen würden und zwingt auch sie, sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Durch ihre lebendige, bildhafte Erzählweise und ihren detailreichen Beschreibungen gelingt es Upson hervorragend, nicht nur die malerische Landschaft Cornwalls und ihre Natur eindrucksvoll in Szene zu setzen, sondern auch das Leben auf den traditionsreichen Landgütern und die sozialen Strukturen jener Zeit sehr glaubhaft und anschaulich darzustellen. Besonders eindrucksvoll beschwört sie eine düstere, latent unheilvolle Atmosphäre herauf, die den gesamten Roman durchzieht und uns von Beginn an in seinen Bann zieht.

 

Eine der großen Stärken des Romans sind die sehr lebendig und glaubwürdig gezeichneten Hauptfiguren. Upson beweist ein feines Gespür für ihre vielschichtigen Charaktere und für die besondere Dynamik ihrer Beziehung zueinander. Gegenseitiger Respekt, aber auch unausgesprochene Gefühlen und latente Spannungen prägen das Zusammenspiel der beiden. Tey erweist sich als kluge, selbstbewusste und feinfühlige Beobachterin, die sich diskret an den Ermittlungen beteiligt, während der sympathische Penrose mit Einfühlungsvermögen und analytischer Schärfe überzeugt.

Die psychologischen Aspekte – von Obsession über Eifersucht und Manipulation bis hin zur zerstörerischen Kraft von Geheimnissen – werden eindringlich und differenziert beleuchtet. Auch die Nebenfiguren darunter Harrys exzentrische Schwestern, der zwielichtige Vikar oder die rätselhafte ehemalige Lehrerin, sind komplex und überzeugend gestaltet. Besonders gelungen ist die facettenreiche Darstellung der Dorfgemeinschaft, in der jeder Einwohner seine eigenen Geheimnisse und die Dämonen der Vergangenheit mit sich herumträgt und niemand wirklich frei von Schuld ist.

Trotz des eher gemächlichen Erzähltempos bietet die Geschichte durch ihre Komplexität und die Fülle an Figuren und Motiven viel Abwechslung und lädt uns immer wieder zum Miträtseln ein. Zeitweise rückt die eigentliche Krimihandlung bisweilen in den Hintergrund und tritt hinter atmosphärischen Milieustudien sowie den eindringlichen psychologischen Porträts zurück. Dank subtiler Hinweise, überraschender Wendungen und schockierender Enthüllungen gelingt es Upson immer wieder, die Spannung bis zur Auflösung aufrechtzuerhalten. Für meinen Geschmack ließ allerdings die Fülle an dramatischen Verwicklungen die Handlung stellenweise konstruiert und überzogen wirken und nahm der Geschichte leider insgesamt etwas an Glaubwürdigkeit.

 

FAZIT

Ein atmosphärisch dichter, vielschichtiger historischer Kriminalroman, der sich deutlich von klassischen Whodunit abhebt.

Eine faszinierende Mischung aus Spannung, psychologischer Tiefe und authentischem Zeitbild! Zugleich ein beeindruckendes und nachdenklich stimmendes Porträt von Menschen, Gemeinschaften und der fatalen, zerstörerischen Macht verschwiegener Geheimnisse.

Besonders für Liebhaber klassischer, vielschichtiger Krimis mit historischem Flair eine klare Leseempfehlung!


BEWERTUNG

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